Jerusalem (KNA) Die islamische Wakf-Behörde ist offenbar zu neuen Gesprächen über den Status des Jerusalemer Tempelberges bereit.
Die Erlaubnis für jüdische Gebete an der Heiligen Stätte stehe aber nicht zur Debatte, sagte Wakf-Chef Scheich Azzam al-Khatib al-Tamimi der israelischen Tageszeitung “Haaretz” (Sonntag). Al-Tamimi rief Israel demnach auf, über die Wiederherstellung der Tempelbergregelungen von vor der zweiten Intifada im Jahr 2000 zu verhandeln. Dies würde den Besuch der Heiligen Stätte einschließlich der Al-Aksa-Moschee und des Felsendoms für Nichtmuslime ermöglichen, aber keine Gebetsrechte beinhalten, wird der Scheich zitiert. Al-Tamimi betonte demnach das Interesse des Wakf an einer Rückkehr zur Regelung von vor 2000. Man sei nicht gegen Juden, sondern lediglich gegen Extremisten, deren “einziges Ziel es ist, die Moscheen zu zerstören”.
Der israelischen Regierung warf der Scheich vor, im Nahen Osten Religionskriege mit unvorhersehbaren Konsequenzen zu fördern. Der Status quo am Tempelberg seit 2000 sieht für Gläubige aller Religionen Zugangsrechte zu dem Heiligtum, nicht aber zu den Gebäuden vor. Das Recht auf öffentliches Gebet ist Muslimen vorbehalten. Besuche israelischer Nationalisten auf dem Tempelberg hatten in der Vergangenheit wiederholt zu teils gewalttätigen Protesten von Palästinensern geführt. Der Tempelberg ist für Juden, Muslime und Christen eine wichtige Heilige Stätte. Bis zur Zerstörung durch die Römer im Jahr 70 befand sich an dieser Stelle der jüdische Tempel, zentrales Heiligtum Israels. Zahlreiche biblische und religiöse Überlieferungen wie die Erschaffung von Adam und Eva, die Opferung Isaaks oder aufseiten des Islam die Himmelfahrt Mohammeds sind mit dem Ort verbunden.
(KNA – rkpms-89-00027)