Von Paula Konersmann (KNA) Bonn (KNA) Schon wieder. Terror und Tote inmitten einer europäischen Großstadt.
Menschen, die ein friedliches Wochenende genießen wollten und von Gewalt heimgesucht werden. Sieben Menschen kamen uns Leben, als am Samstagabend ein Lieferwagen auf der London Bridge in eine Menschenmenge fuhr und drei Männer die Passanten mit Messern attackierten; 48 wurden verletzt. Die Terrormiliz “Islamischer Staat” (IS), deren Anhänger die Tat am Sonntag im Internet feierten, hatte zuletzt wiederholt zu genau dieser Art von Attentaten aufgerufen. Die Abläufe der jüngsten Angriffe ähneln einander, die Reaktionen tun es auch: Betroffenheit, Entsetzen, Mitgefühl mit den Opfern und ihren Angehörigen.
Eine Massenpanik in Turin und die Unterbrechung des Musikfestivals Rock am Ring wegen Terrorgefahr untermalen zusätzlich am Pfingstwochenende – einem Hochfest des Friedens: Es sind unruhige Zeiten. Es ist nicht das erste Mal, dass eine Gewalttat wie jene in London mit einem Feiertagswochenende zusammenfällt. Im Gegenteil: Am Palmsonntag dieses Jahres starben bei Anschlägen auf zwei koptische Kirchen in Ägypten insgesamt 45 Menschen. Am Ostersonntag 2016 wurden bei einem Anschlag auf christliche Familien im pakistanischen Lahore 50 Todesopfer gezählt.
Und der Anschlag von Berlin, der im vergangenen Dezember elf Menschen das Leben kostete, fand nicht nur in zeitlicher Nähe zu Weihnachten statt, sondern traf zudem einen Weihnachtsmarkt. Nun fanden auch die Pfingstfeiern im Angesicht von Terror und Leid statt. Papst Franziskus betete in Rom für die Opfer von London. Gott möge “die Wunden des Krieges und des Terrorismus heilen”, sagte er nach der Messe am Sonntag auf dem Petersplatz. Der Pfingstgottesdienst des katholischen Kirchenoberhaupts fand selbst unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt.
Die Besucher mussten sich Taschenkontrollen unterziehen und Metalldetektoren passieren. Seit dem Heiligen Jahr 2016 und den Terroranschlägen in europäischen Städten ist der Verkehr um den Vatikan eingeschränkt, Militärposten mit gepanzerten Fahrzeugen bewachen die Zufahrtswege. Der anglikanische Bischof von Leicester, Martyn Snow, erklärte, dass es nach dem dritten Terrorangriff in Großbritannien in nur drei Monaten “einfach für uns wäre, der Angst nachzugeben und der Versuchung, andere zu beschuldigen”. Er mahnte jedoch zur Ruhe und zu einer “maßvollen Antwort”. Die Menschen sollten zu einer “widerstandsfähigen Gemeinschaft zusammenrücken”. Snow verwies auf die Bibel, die davon spreche, “dass uns nicht ein Geist der Furcht, sondern der Kraft, der Liebe und der Selbstdisziplin gegeben wurde”.
Auch deutsche Bischöfe gedachten der Terroropfer. Pfingsten – das Fest, an dem Christen die Entsendung des Heiligen Geistes feiern – sei “gar nicht so einfach zu verstehen”, sagte der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki. Es gehe um Beistand und Kraft, die Gott jedem gebe, der darum bitte. Der Freiburger Erzbischof Stephan Burger verwies auf “Ungeister” wie Terror und Nationalismus; der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sprach von “Geistlosigkeiten” wie “Fake News”, Mobbing im Internet oder Rassismus. Pfingsten wolle dagegen “den guten Geist in unserem persönlichen Leben, in unseren Familien, an den Schulen und Arbeitsstätten, in der Gesellschaft und der ganzen Welt erneuern”, so Schick.
Burger erklärte, den “Ungeistern” gelte es Paroli zu bieten: “Gerade jetzt wäre der Geist der Zusammenarbeit und Solidarität mehr denn je gefragt und nötig”. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, rief dazu auf, der Gewalt die christliche Botschaft entgegenzusetzen. Zwar zeigten die schrecklichen Ereignisse auf dem Globus immer wieder, dass die Mächte der Gewalt und des Bösen immer wieder auferstünden. “Aber wir wissen: Die Macht Christi ist stärker! Er ist stärker als der Tod, als die Sünde, als die Angst”, betonte Marx in München. Christen hätten die Verpflichtung, diese Botschaft gegen alle Angst und alle Gewalt zu setzen.
(KNA – rkqko-89-00039)