Bonn (KNA) Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor hat zu einer gemeinsamen Demonstration der Muslime gegen den islamistischen Terror aufgerufen.
“Wir Muslime müssen uns von den Tätern stärker abgrenzen und ihre gesellschaftliche Ächtung herbeiführen”, sagte Kaddor dem “Kölner Stadt-Anzeiger” (Montag). Auch der Vorsitzenden des Zentralrats der Muslime in Deutschland (ZMD), Aiman Mazyek, sprach sich in einem Gastbeitrag in der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” dafür aus, Extremismus in den eigenen Reihen zu entlarven.
Die von Kaddor und dem Friedensaktivisten Tarek Mohamad initiierte Demonstration findet am Samstag in Köln statt. Die Taten von Manchester und London hätten mitten im heiligen Fastenmonat Ramadan das Fass zum Überlaufen gebracht, so Kaddor. Es gehe um eine Verurteilung des islamistischen Terrorismus und um ein Bekenntnis zu dieser “offenen und pluralistischen Gesellschaft”. Auch der Generalsekretär der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), Bekir Alboga, sprach sich laut “Kölner Stadt-Anzeiger” für die Unterstützung der Großdemo von Muslimen gegen den islamistischen Terror aus: “Wir haben schon bisher jeden Anschlag aufs Schärfste verurteilt.
Wenn diese Initiative dazu beiträgt, dass dies künftig auch in der breiten Öffentlichkeit besser wahrgenommen wird, wäre ich sehr glücklich”, sagte Alboga. Mazyek wandte hingegen ein, es sei ein “Ammenmärchen, wenn jemand behauptet, wir Muslime würden nicht Gesicht zeigen”, und verwies dabei auf Demonstrationen und Solidaritätskundgebungen. Er könne es Nichtmuslimen jedoch nicht verdenken, wenn diese “von jedem Muslim erwarten, sich vom muslimisierten Terrorismus zu distanzieren.
Sie sehen unsere Bemühungen meist nicht, lesen wenig oder kennen unsere unzähligen Verurteilungen zum Terrorismus nicht – auch weil diese Stellungnahmen nicht im Zentrum der Berichterstattung stehen.” Die Berliner Anwältin und Frauenrechtlerin Seyran Ates äußerte in der “B.Z.” ihre Sorge, dass die konservativen Islamverbände die Deutungshoheit über den Islam an sich gezogen hätten. “Die liberalen, moderaten Muslime, die ihre Religion zeitgemäß leben, sind nicht organisiert und nicht sichtbar.” Ates wird am Samstag in Berlin eine Moschee eröffnen, die sich ausdrücklich als liberal versteht.
(KNA – rkqll-89-00152)