Berlin (KNA) Die Islamwissenschaftlerin Nushin Atmaca hat den Einbezug liberaler Muslime in den Beirat für das geplante Berliner Institut für Islamische Theologie gefordert.
“Progressive Zusammenschlüsse wie der Liberal-Islamische Bund (LIB) sind bislang ausgeschlossen”, kritisierte Atmaca in einem Gastbeitrag für den Berliner “Tagesspiegel” (Dienstag). Sie wies zugleich politische Bestrebungen zurück, von Islamischer Theologie von vornherein eine liberale Auslegung zu erwarten. Atmaca ist Vorsitzende des LIB und Mitarbeiterin des Berliner Leibniz-Zentrums Moderner Orient. Das Institut soll mit vier Professuren an der Humboldt-Universität errichtet werden. Vorgesehen ist, dass der Lehrbetrieb zum Wintersemester 2018/19 beginnt.
Ein Beirat entscheidet über die Studienordnung und die Berufung von Hochschullehrern mit. Dort sind unter anderen fünf muslimische Verbände vertreten, die einer konservativen Auslegung des Islam zugerechnet werden. Dagegen hatte sich bereits die Berliner CDU gewandt und einen Berücksichtigung auch liberaler Muslime gefordert. Atmaca wandte sich dagegen, den Beirat nur mit Blick auf die Mitgliederzahl der muslimischen Verbände zu besetzen. Wenn islamische Theologie als Wissenschaft ernst genommen werden wolle, müsse sie “ein weites Spektrum unterschiedlicher Lesarten abdecken”.
Nur so könne “ein fruchtbares und inspirierendes Umfeld entstehen”. Die Islamwissenschaftlerin bemängelte zudem, dass die Einrichtung Islamischer Theologie in der politischen Debatte als “integrationspolitischer Akt” gesehen werde. “Die Hoffnung, die sich hier offenbart – endlich wird die Muslime der Islam gelehrt, den wir uns wünschen! – weist paternalistische Züge auf”, betonte Atmaca. Sie entmündige die Lehrenden und Studierenden, “indem sie ein bestimmtes Ergebnis erwartet”. Dies sei der Akzeptanz des Studiengangs in traditionelleren Milieus hinderlich, da es den Eindruck erwecke, die Politik bastle sich “ihren” Islam.
(KNA – rkqmr-89-00059)