Jerusalem (KNA) Die Lebensbedingungen im Gazastreifen sind laut einem jüngsten UN-Bericht unzumutbar.
Die Situation in Gaza verschlechtere sich schneller als noch vor fünf Jahren prognostiziert, heißt es in der Studie “Gaza – zehn Jahre später” (Dienstagabend). Sie untersucht die Lebensbedingungen in dem seit der Machtübernahme der radikalislamischen Hamas 2007 von Israel abgeriegelten Landstrich. Ohne ein unmittelbares Handeln aller Akteure einschließlich Israel, der Palästinenserbehörde, Hamas und der internationalen Gemeinschaft drohten dem Gazastreifen eine Isolierung und eine verheerende Eskalation der Lage, so die Prognose.
Mit einer Stromversorgung von teils maximal zwei Stunden täglich und einer Jugendarbeitslosigkeit von mehr als 60 Prozent seien Grenzen überschritten, urteilt der UN-Koordinator für humanitäre Hilfe und Entwicklungsaktivitäten in den besetzten palästinensischen Gebieten, Robert Piper. Nicht zuletzt die verheerenden Kampfhandlungen, “von denen wir uns erst jetzt zu erholen beginnen”, hätten die Negativentwicklung beschleunigt, so Piper. Ein Ende der seit der Isolierung Gazas vor zehn Jahren andauernden Krise sei nicht in Sicht. Schon in früheren Berichten hatten die UN gewarnt, die anhaltenden Rückschritte könnten den Gazastreifen bis 2020 unbewohnbar machen.
Die Lage für die rund zwei Millionen Bewohner hat sich laut dem neuen Dokument im vergangenen Jahrzehnt kontinuierlich verschlechtert. Der Gazastreifen befinde sich in einer “Abwärtsspirale”, die Menschen dort “in einem Zyklus humanitärer Not und dauernder Hilfsabhängigkeit gefangen”. Gegenwärtig seien 1,2 Millionen Bewohner von humanitärer Hilfe abhängig. Konkret machen die UN als Hauptprobleme den Rückgang des Bruttoinlandsprodukts und der Einkommen, mangelnde Strom- und Wasserversorgung sowie die Verschmutzung durch ungeklärtes Abwasser aus. Von benötigten 450 Megawatt Strom täglich erhalte der Gazastreifen derzeit nur zwischen 120 und 142 Megawatt.
Bereits jetzt seien nur noch 3,8 Prozent des Grundwassers als Trinkwasser nutzbar. Im laufenden Jahr könnte das Grundwasser gänzlich unbenutzbar werden. Außer der israelischen Abriegelung und den Auswirkungen der wiederholten Kampfhandlungen im Gazastreifen machen die Vereinten Nationen auch den Streit zwischen der Hamas und der Palästinensischen Autonomiebehörde im Westjordanland für die Mangelversorgung verantwortlich. Für eine Verbesserung der Lage fordert das UN-Länderteam eine “Wiederbelebung des produktiven Sektors Gazas, eine Verbesserung der Bewegungsfreiheit für Menschen und Güter sowie die Achtung der Menschenrechte und des internationalen humanitären Rechts”.
(KNA – rkrlm-89-00132)