Wien (KNA) Die Frauenrechtlerin und Juristin Seyran Ates wünscht sich Projekte für liberale Moscheen in allen europäischen Hauptstädten.
Sie erfahre inzwischen viel internationale Unterstützung für ihr eigenes Moschee-Projekt, das im Juni eröffnet wurde, sagte die Initiatorin der Berliner IbnRushd-Goethe-Moschee am Dienstag im österreichischen Fernsehen. Nun denke man an eine Ausweitung beziehungsweise Weiterentwicklung nach. In der Berliner Moschee wird ein liberaler Islam gepflegt. Frauen und Männer beten gemeinsam. Frauen dürfen vorbeten und predigen; zudem steht die Moschee verschiedenen islamischen Konfessionen offen. Es brauche solche Moscheen und einen liberalen, die Gleichberechtigung lebenden Islam, da dies den zentralen Punkt der innerislamischen Erneuerung berühre, so Ates.
Zugleich plädierte die Rechtsanwältin für strengere Auflagen im Blick auf die Integration: “Mit oberflächlichen Migrationsprogrammen wird es nicht getan sein.” Deutschkurse allein stellten noch keine Wertevermittlung dar. Es brauche zusätzlich die Drohkulisse des Entzugs von Aufenthaltstiteln und Sozialleistungen bei mangelhafter Integration: “Wir leben schließlich in einem Sozialsystem, wo jeder gehalten ist, einen Anteil zu leisten, damit die Gesellschaft so bleibt, wie sie ist.” Die unter Personenschutz stehende Frauenrechtlerin ist seit 1997 als Anwältin tätig. Schon während ihres Studiums arbeitete sie in einer Beratungsstelle für Frauen aus der Türkei. 1984 wurde sie Opfer eines Anschlags und lebensgefährlich verletzt. 2006 schloss Ates nach mehreren Morddrohungen ihre Kanzlei. Seit 2012 arbeitet sie wieder als Anwältin.
(KNA – rksmt-89-00079)