Nicht weniger, sondern mehr Dialog

Bischof Bätzing spricht über die Bedeutung des Interreligiösen Dialogs, berichtet das Bistum Limburg.

FULDA/LIMBURG.- Am interreligiösen Dialog der katholischen Kirche mit dem Islam führt kein Weg vorbei. Dies hat Bischof Dr. Georg Bätzing am Dienstag, 26. September, bei einem Pressegespräch während der Herbstvollversammlung der deutschen Bischöfe in Fulda betont. Bätzing ist seit einem Jahr Bischof von Limburg und Vorsitzender der Unterkommission Interreligiöser Dialog der Deutschen Bischofskonferenz.

Die katholische Kirche sei nicht naiv, wenn sie sich für den Dialog einsetze und die verbindenden Glaubensinhalte von Islam und Christentum herausstelle. Es sei schmerzhaft zu erleben, wie der Islam pervertiert werde und sich kriminelle Extremisten zur Legitimierung ihrer Verbrechen auf ihn beriefen. “Es muss in der Begegnung mit Muslimen eine unserer Aufgaben sein, diesen Schmerz zu thematisieren, und dann auch zu fragen, wie sehr sie selbst darunter leiden”, so Bätzing.

Religionen werden heute missbraucht

Es sei nicht sinnvoll, eine bestimmte Religion als ihrem Wesen nach gewaltaffin zu betrachten. Die Neigung zu Gewalt sei wohl eher in der anthropologischen als in der religiösen Dimension zu verorten. Auch das Christentum habe eine Gewaltgeschichte, ebenso der Buddhismus. “Diese allgemeine Feststellung darf aber nicht übersehen lassen, dass wir auch heute in vielen Teilen der Welt auf Konflikte stoßen, die ihre Gefährlichkeit nicht allein aus dem Kampf um Selbstbehauptung, um Macht und Lebensressourcen, sondern auch aus ihrer Aufladung mit religiösen Inhalten und religiösen Gegensätzen beziehen”, sagte Bischof Bätzing. Religion könne und werde benutzt, um unterschiedliche Identitäten zu markieren. Sie könne und werde missbraucht, um Menschen aufzuhetzen und das Töten zu legitimieren.

Es sei aber ehrlicherweise festzustellen, dass unter den gegebenen politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Umständen die Gewaltgefährdung der Religion für den Islam in besonderem Maße gegeben sei. “Darüber haben wir in den vergangenen Jahren mit Vertretern der Muslime diskutiert, und wir werden es auch in Zukunft tun. Uns leitet dabei auch das Bemühen, mit den muslimischen Partnern darüber ins Gespräch zu kommen, wie tatsächlich oder vermeintliche Anknüpfungspunkte für Gewalt in ihren als heilig geglaubten religiösen Überlieferungen durch angemessene hermeneutische Methoden entschärft oder überwunden werden können”, so Bätzing.

Glaube an Schöpfergott birgt Friedenspotential in sich

Letztlich sei dies jedoch eine Aufgabe, die nur die Muslime selbst leisten könnten. Aber das Gespräch könne dafür sensibilisieren und beiden Seiten neue Einsichten eröffnen. Bätzing hielt fest, dass gerade angesichts der heutigen Spannungen mehr Dialog mit dem Islam gebraucht werde, als weniger. Nur so könne nämlich erreicht werden, dass beide Religionen nicht Teil der internationalen Probleme seien, sondern Teil von deren Lösung. Der beiden Religionen gemeinsame Glaube an den barmherzigen Schöpfergott berge nach Überzeugung der Kirche ein großes Friedenspotential mit sich, das im interreligiösen Dialog aktiviert werden müsse.

Unterkommission Interreligiöser Dialog

Die Unterkommission Interreligiöser Dialog, die Bischof Bätzing leitet, arbeitet seit 16 Jahren. Erster Vorsitzender war Walter Kardinal Kasper. Zu ihren Aufgaben gehört die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den christlich-islamischen Dialog, die Klärung kirchlicher Positionen im Verhältnis von Kirche, Staat und Islam sowie die Gestaltung des Dialoggeschehens auf bischöflicher Ebene. Diese Aufgaben seien zugleich eine Selbstverpflichtung der Deutschen Bischofskonferenz, die bis heute aktuell und gültig seien.

“Der Dialog mit den Muslimen ist natürlich nicht nur eine Aufgabe der Bischofskonferenz. Diese will vielmehr das Gespräch überall im Land anregen und inhaltlich orientieren”, so Bätzing. Viele Diözesen, Dekanate und Pfarreien seien inzwischen in Islamfragen kundig und im Dialog mit dem Islam handlungsfähig. Dies sei gut und richtig. Die Unterkommission nehme Herausforderungen in den Blick, die sich aus der wachsenden Präsenz des Islam in Deutschland ergeben und sie bemühe sich um eine verantwortbare kirchliche Position. Bischof Bätzing hob hervor, dass die Deutsche Bischofskonferenz die Einführung von islamischem Religionsunterricht an öffentlichen Schulen unterstütze, die religiöse Betreuung von Muslimen in deutschen Gefängnissen für sinnvoll und notwendig halte und die Einrichtung muslimischer Grabfelder auf öffentlichen Friedhöfen befürworte. Intensive fachliche Diskussionen gingen solchen Festlegungen voraus. In der Arbeit der Unterkommission gehe es immer wieder darum, den Bischöfen Orientierungshilfen an die Hand zu geben, die kontroverse Themen betreffen. Hier seien etwa der Bau von Moscheen oder die Begleitung von Taufbewerbern zu benennen.

Mit großem Engagement widme sich die Deutsche Bischofskonferenz der konkreten Dialogarbeit. “In ihrem Mittelpunkt stehen Gespräche mit den führenden islamischen Verbänden und Bewegungen in Deutschland sowie auch mit islamischen Theologen und Vertretern aus Forschung und Lehre”, so Bätzing. Vieles sei in diesem Kontext eher unspektakulär. Und dies soll auch so sein, denn es gehe den Bischöfen nicht um Knalleffekte, sondern um gemeinsames Lernen und sorgfältiges Ringen um die Sache.

CIBEDO

Den Interreligiösen Dialog fördern ist auch Aufgabe von Cibedo, der Fachstelle der Deutschen Bischofskonferenz. “Grundlegend für unsere Arbeit sind die Texte des Zweiten Vatikanischen Konzils, das lehrt, Muslimen, die mit uns den einen Gott anbeten mit Hochachtung zu begegnen”, erklärt Dr. Timo Günzelmansur, der Geschäftsführer der Fachstelle. Cibedo dokumentiert die Entwicklung islamischen Lebens in Europa und arbeitet im muslimischen, islamwissenschaftlichen und akademischen Bereich. Die Fachstelle ist an der philosophisch-theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt angesiedelt. Dort wird auch eine ständig aktualisierte Präsenzbibliothek mit mehr als 11.000 Medien unterhalten. (StS)

Quelle: Bistum Limburg 

Das Pressegespräch als Video: