Berlin (KNA) Die Frauenrechtlerin und Juristin Seyran Ates hat sich für Reformen im Islam stark gemacht.
Viele Überlegungen dazu lägen schon vor, die Initiatoren hätten aber oft Furcht, damit an die Öffentlichkeit zu treten, sagte Ates am Freitag in Berlin. Sie äußerte sich bei der Vorstellung des Buches “Reform des Islam. 40 Thesen” des Freiburger Islamwissenschaftlers Abdel-Hakim Ourghi.
Sie sprach sich dafür aus, sich “von verhärtenden Traditionen” sowie von einzelnen Suren, die sich etwa für Gewalt gegen Frauen aussprächen, zu verabschieden. Notwendig sei eine “historisch-kritische Lesart des Koran”, so Ates.
Als Frau und Muslimin fühle sie sich in Moscheen oft schlecht behandelt, etwa wenn Frauen keinen Zutritt zu den Gebetsräumen hätten und die Zimmer für Frauen Abstellkammern glichen. Unabdingbar sei für sie, dass der Islam die Gleichberechtigung von Mann und Frau, anderen Religionen sowie
unterschiedliche sexuelle Orientierungen anerkenne.
Ates gründete in diesem Jahr ihre eigene Moschee in Berlin, in der ein liberaler Islam gepflegt wird. Die unter Personenschutz stehende Frauenrechtlerin ist seit 1997 als Anwältin tätig. Schon während ihres Studiums arbeitete sie in einer Beratungsstelle für Frauen aus der Türkei.
1984 wurde sie Opfer eines Anschlags und lebensgefährlich verletzt. 2006 schloss Ates nach mehreren Morddrohungen ihre Kanzlei. Seit 2012 arbeitet sie wieder als Anwältin.
In seinem Buch plädiert auch Ourghi für Reformen. Er spricht sich unter anderem dafür aus, jedem Muslim und jeder Muslimin das Recht zuzugestehen, den Koran so zu interpretieren, wie er oder sie will. Nur ein liberaler Islam ist seiner Ansicht nach zukunftsfähig.
(KNA – rlkkq-89-00160)