Bonn (KNA) Die muslimische Frauenrechtlerin und Juristin Seyran Ates sieht die Reformation als Vorbild, an dem sich der Islam orientieren müsse.
Sie hoffe aber, die Muslime bräuchten keine 500 Jahre mehr für die notwendige Erneuerung, sagte Ates am Dienstagabend bei der Reformationsgala “teuflisch gut” in Bonn. Sie erlebe es in vielen muslimischen Ländern, dass Millionen Muslime von Reformen träumten – unter anderem von einem besseren Miteinander von Mann und Frau: “Und die Gewalt und Ablehnung, die uns dafür entgegentritt, dürfen uns keine Angst machen und uns nicht bremsen!”
Ates gründete in diesem Jahr ihre eigene Moschee in Berlin, in der ein liberaler Islam gepflegt wird. Die unter Personenschutz stehende Frauenrechtlerin ist seit 1997 als Anwältin tätig. Schon während ihres Studiums arbeitete sie in einer Beratungsstelle für Frauen aus der Türkei. 1984 wurde sie Opfer eines Anschlags und lebensgefährlich verletzt. 2006 schloss Ates nach mehreren Morddrohungen ihre Kanzlei.
Seit 2012 arbeitet sie wieder als Anwältin. NRW-Ministerpräsident Amin Laschet (CDU) rief bei der Gala die Kirchen zu mehr Gemeinsamkeit auf: “Diese Welt ist so zerrissen, da müssen wir als Christen nicht noch untereinander streiten”, so Katholik Laschet: “Ich finde, die christliche Botschaft ist das Beste, was man dieser Welt anbieten kann, und das sollten wir gemeinsam sagen.” Auch der Benediktinerpater und Bestsellerautor Anselm Grün forderte dazu auf, nicht immer wieder vor allem das Trennende zwischen Katholiken und Protestanten zu betonen, sondern viel stärker die zahlreichen Gemeinsamkeiten.
(KNA – rllkl-89-00001)