Berlin (KNA) In der Debatte über eine mögliche Einführung eines muslimischen Feiertags hat sich der Berliner Philosoph Volker Gerhardt ablehnend gezeigt.
Es sei ein Irrtum, den Islam für ein Bekenntnis zu halten, das seinen Anhängern so locker sitze wie den aufgeklärten Europäern im angeblich säkularen Zeitalter, sagte der Professor für Praktische Philosophie dem aktuellen “Philosophie Magazin”. Nach der Scharia gelte die Trennung von Staat und Religion als verwerflich; die Bedingung eines jeden Glaubens, nämlich die Freiheit, ihn auch aufzugeben, sei nicht gewährleistet. Das könne sich ändern, aber der Islam habe diese Entwicklung noch vor sich. “Seine Emanzipation aus eigener Kraft zu bewältigen, kann ihm niemand ersparen”, sagte Gerhardt. Besondere Zugeständnisse seien dabei hinderlich. Es reiche, jeden Muslim willkommen zu heißen, wenn er sich an die rechtliche Ordnung halte. Den Einsatz für ihre Religion solle man ihnen nicht erlassen. “Mir wäre wohler, wenn der Versuch solchen Entgegenkommens zunächst gegenüber den jüdischen Mitbürgern gemacht worden wäre. Bei ihnen stehen die Deutschen in schwerer historischer Schuld”, sagte Gerhardt weiter.
Die Debatte über einen muslimischen Feiertag hatte sich an einem Auftritt von Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) im Oktober in Wolfenbüttel zum Thema Leitkultur entzündet. Dort hatte der Minister nach eigenen Angaben über die christlichen Traditionen und Feiertage gesprochen und dabei den Gedanken aufgegriffen, “in Regionen mit einem sehr hohen Anteil von Muslimen über einen muslimischen Feiertag zu diskutieren”. Dies sei aber kein Vorstoß oder Vorschlag für einen muslimischen Feiertag gewesen, erklärte de Maiziere nach dem Auftritt.
(KNA – rlllq-89-00120)