Papst prangert Menschenrechtsverletzungen gegenüber Jesiden an

Vatikanstadt (KNA) Papst Franziskus hat erneut eindringlich Maßnahmen gegen die JesidenVerfolgung und zur Wahrung der Religionsfreiheit gefordert.

Die internationale Gemeinschaft dürfe angesichts der Verfolgung der religiösen Minderheit, die besonders im Visier der Terrormiliz “Islamischer Staat” steht, “keine stumme und unbeteiligte Zuschauerin sein”, sagte Franziskus am Mittwoch im Vatikan. Franziskus prangerte “unsagbare Verletzungen der menschlichen Grundrechte” der Jesiden an. Konkret nannte Franziskus Entführungen, Sklaverei, Folter, Zwangskonversionen sowie Tötungen. Er äußerte sich bei einem Treffen mit einer Gruppe Jesiden aus Deutschland vor seiner Generalaudienz. Er sei allen Mitgliedern der Gemeinschaft nahe, besonders denen im Irak und in Syrien. Serhat Ortac, Vorsitzender der Gesellschaft der jesidischen Akademikerinnen und Akademiker, führte die deutsche Delegation bei dem Treffen im Vatikan an. Er sagte dem vatikanischen Nachrichtenportal Vatican News anschließend, die Jesiden seien “in den vergangenen drei Jahren Opfer eines Genozids geworden”.

Dieser Völkermord gehe weiter, deshalb sei das Treffen mit dem Papst besonders wichtig gewesen. Seine Organisation vertrete Jesiden aus der ganzen Welt und setze sich besonders für den interreligiösen Dialog ein. Der deutsche Wissenschaftler Dieter Krimphove aus Paderborn, der sich seit Jahren für den Dialog zwischen Christen und Jesiden einsetzt, sagte Vatican News, es sei mit Blick auf die Tragödie in den von den Terroristen bedrohten Gebieten wichtig, Gespräche zu fördern. Papst Franziskus versicherte der Gruppe, er wolle sich besonders für die Existenzberechtigung der Jesiden als Glaubensgemeinschaft einsetzen: “Niemand kann sich die Macht anmaßen, eine religiöse Gruppe auszulöschen, weil sie nicht zu den sogenannten ‘tolerierten’ Gruppierungen gehört.”

Er erinnerte auch an die Verfolgung vieler Christen sowie weiterer religiöser und ethnischer Minderheiten weltweit und rief zur Gewährung und Achtung der Religionsfreiheit sowie zu Dialog und Versöhnung auf. Im Januar 2015 hatte Franziskus erstmals das weltliche und das geistliche Oberhaupt der verfolgten Jesiden, Mir Takhsin-beg und Baba Sheikh, im Vatikan empfangen. Bei den Jesiden handelt es sich um eine monotheistische Glaubensgemeinschaft, die ursprünglich aus dem Nordirak, Nordsyrien und der südöstlichen Türkei stammt. Weltweit gibt es mehrere Hunderttausend Jesiden; in Deutschland leben derzeit bis zu 120.000.

(KNA – sklmo-89-00027)