Liebe Leserinnen und Leser,
die Enthüllungen der letzten Wochen um die rechtsextreme Zwickauer Terrorgruppe und den rechtsextremistischen Sumpf in Deutschland nehmen wir dieser Tage noch immer fassungslos zur Kenntnis. Die oft gestellten Fragen, weshalb diese Extremisten nach ihren Taten unentdeckt bleiben konnten und ob die Sicherheitsbehörden bei den Ermittlungen versagt haben, sind derzeit noch unbefriedigt beantwortet. Zehn Menschen hat das Trio Beate Zschäpe, Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos kaltblütig ermordet.
Sie waren von der Idee besessen, Deutschland von allem zu befreien, was ihrer Meinung nach nicht zu Deutschland passt. Jeder, der nicht wie sie dachte und fühlte war ein Feind und musste beseitigt werden. Dabei spielte die ethnische oder religiöse Zugehörigkeit eines Menschen für diese Gruppe keine entscheidende Rolle. Ob jemand aus Griechenland, der Türkei, Indonesien oder Deutschland stammte, war nicht entscheidend. Denn der „Nationalsozialistische Untergrund (NSU)“, wie diese Killer sich nannten, waren mit der freiheitlich demokratischen Ordnung des Landes nicht zufrieden und wollten das bestehende politische System abschaffen.
Erschreckend ist auch, dass das Trio nicht allein operierte, sondern bei seinen Machenschaften von einem weiten Sympathisanten- und Helferkreis unterstützt wurde. Faruk Ëen, der ehemalige Direktor des Zentrums für Türkei Studien, äußert in der türkischen Tageszeitung Hürriyet die Vermutung, dass es in Deutschland einen tiefen Staat von Nazis gebe und es deshalb falsch sei von Neonazis zu sprechen. Nun ist es Aufgabe der Sicherheitsbehörden solchen Spekulationen entgegenzutreten, das Terrornetzwerk freizulegen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zuziehen.
Dass den Opfern und deren Angehörigen zugefügte Leid kann mit Materiellem nicht kompensiert werden, weshalb es in dieser Stunde vor allem gilt, echte menschliche Solidarität zu zeigen, damit so etwas nie wieder passieren kann. Wie es der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Erzbischof Zollitsch ausdrückt, soll die Botschaft dieser Tage lauten: „Alle Menschen, unabhängig von Herkunft, Aussehen und Religionszugehörigkeit, haben das Recht, sich in Deutschland sicher fühlen zu können“.
Nachdem ein ereignisreiches Jahr nunmehr dem Ende zugeht, werden wir bald Weihnachten feiern. Das Team von CIBEDO wünscht Ihnen ein gesegnetes und friedvolles Weihnachtsfest und einen guten Start ins neue Jahr 2012.
Herzlichst
Timo Güzelmansur
Inhaltsverzeichnis
Editorial
Studien
Die Rechtstellung des Heiligen Stuhls –
Vorbild für das Verhältnis von türkischem Staat und DITIB?
von Ansgar Hense 140
Entstehung und Entwicklung der türkischen Religionsbehörde Diyanet
von Otmar Oehring 146
Religionen – Brücken oder Blockaden der Integration?
Referat zum Tag der Religionen in Hagen am 17.11.2011
von Johannes Lähnemann 150
Dokumentation
Begegnung mit Vertretern der muslimischen Gemeinde
Ansprache von Papst Benedikt XVI. 156
Pilger der Wahrheit, Pilger des Friedens
Ansprache von Papst Benedikt XVI. zum Tag der Reflexion, des Dialogs und des Gebets für Frieden und Gerechtigkeit auf der Welt 158
„Wir stehen an der Seite der Migranten“
Stellungnahme des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Robert Zollitsch, zu Neonazi-Morden 161
Interreligiöses Dialogzentrum in Wien gegründet 162
Das 2. internationale Katholisch-Muslimische Forum 164
Das christliche Zeugnis in einer multireligiösen Welt
Empfehlungen für einen Verhaltenskodex 125
Berichte
„Dialog und Konversion“ – Mission impossible?
Tagungsbericht zu o. g. Tagung am Institut Catholique de Paris
von Markus Kneer 165
„Jesuits among Muslims“
Tagungsbericht vom 15. bis 19. September 2011 in Rom
von Tobias Specker 167
Buchbesprechungen
Georg Günter Blum: Die Geschichte der Begegnung christlich-orientalischer Mystik mit der Mystik des Islams
von Alexander Toepel 169
Thomas Bauer: Die Kultur der Ambiguität. Eine andere Geschichte des Islam
von Rachid Boutayeb 170
Michael Gassner/Philipp Wakkerbeck: Islamic Finance, Islam-gerechte Finanzanlagen und Finanzierungen
von Matthias Böhm 171
Tilman Nagel: Mohammed: Zwanzig Kapitel über den Propheten der Muslime, München
von Christian W. Troll SJ 172
Literaturhinweise 174
Neuanschaffungen der CIBEDO-Bibliothek 176
Zeitschriftenschau 178