Liebe Leserinnen und Leser,
vor wenigen Wochen gab die Deutsche Bischofskonferenz ihre neueste Arbeitshilfe „Christus aus Liebe verkündigen. Zur Begleitung von Taufbewerbern mit muslimischem Hintergrund“ heraus. Bislang war wenig bekannt in der deutschen Öffentlichkeit über muslimische Konvertiten zum Christentum. Schlagzeilen machten eher die vom Islam-Archiv-Deutschland in Soest veröffentlichten Zahlen über Konversionen zum Islam. Umso mehr ist zu begrüßen, dass die Deutsche Bischofskonferenz sich nunmehr erstmals zu diesem wichtigen Themenkomplex äußert und auch Zahlen benennt.
Die Frage muslimischer Konversionen zum Christentum ist eigentlich kein Thema des christlich-islamischen Dialogs. Die Arbeitshilfe wurde daher auch folgerichtig nicht von der Unterkommission Interreligiöser Dialog herausgegeben sondern von der Pastoralkommission der Deutschen Bischofskonferenz. Aber, ein wichtiges Spannungsfeld, das im christlich-muslimischen Dialog immer wieder zu Missverständnissen führt, spielt im Kontext muslimischer Konversionen eine prominente Rolle: nämlich das Spannungsverhältnis von Mission und interreligiösem Dialog. Das Thema christliche Mission zeitigt bei Muslimen häufig verunsicherte Reaktionen, weil Muslime oftmals eine Vorstellung von Mission haben, die nicht zeitgemäß ist.
Umso mehr ist es zu begrüßen, dass die Deutsche Bischofskonferenz hier ihre Position noch einmal sehr deutlich definiert. Im Vorwort heißt es: „Die Kirche ist aber auch gesandt, den Menschen die Frohe Botschaft von der unbedingten Liebe Gottes zu verkünden. Deshalb schuldet die Kirche jedem Auskunft, der aus freien Stücken den christlichen Glauben kennen lernen und schließlich annehmen möchte.“ Soviel zum Auftrag der Kirche zur Mission. Aber wie ist nun das Selbstverständnis von Mission zu verstehen? Hierzu wird aus dem Dekret über die Missionstätigkeit der Kirche „Ad Gentes“ zitiert: „Die Kirche verbietet streng, dass jemand zur Annahme des Glaubens gezwungen oder durch ungehörige Mittel beeinflusst oder angelockt werde, wie sie umgekehrt auch mit Nachdruck für das Recht eintritt, dass niemand durch üble Druckmittel vom Glauben abgehalten“ wird.
Ich bin sehr froh, dass an dieser Stelle noch einmal deutlich das Spannungsverhältnis von Mission und Dialog konkret erläutert wurde, und ich hoffe, dass damit so manche Verunsicherung auf muslimischer Seite über die Natur christlicher Mission beseitigt wird.
Inhaltsverzeichnis
Editorial
Studien
„Baut Schulen anstelle von Moscheen“. Einige Grundgedanken und Aktivitäten der Gülen-Bewegung
von Tobias Specker SJ 96
Der Flügel des Vogels: Gülen über Aufrichtigkeit
von Thomas Michel SJ 99
Abfall vom Islam und vom Christentum. Die Behandlung von Apostasie als Ernstfall der Religionsfreiheit unter Berücksichtigung der Gedanken von Fethullah Gülen
von Johann Evangelist Hafner 103
Dokumentation
Rede des US Präsidenten Barack Obama in Kairo 109
Christlich-islamischer Dialog in England – Interview mit Chris Hewer 114
Berichte
Bericht über die Studienwoche „Christlich-Islamische Beziehungen im europäischen Kontext“
von Anja-Maria Bassimir 118
Bericht zur Internationalen Konferenz „Muslime zwischen Tradition und Moderne.Die Gülen-Bewegung als Brücke zwischen den Kulturen“
von Sebastian Sons 120
Buchbesprechungen
Lukas Wick: Islam und Verfassungsstaat. Theologische Versöhnung mit der politischen Moderne?
von Christian W. Troll SJ 122
Thomas Eich (Hrsg.): Moderne Medizin und Islamische Ethik. Biowissenschaften in der muslimischen Rechtstradition
von Hans Vöcking Afr. M. 123
Takım, Abdullah: Koranexegese im 20. Jahrhundert: Islamische Tradition und neue Ansätze in Süleyman Ateş’ „Zeitgenössischem Korankommentar“
von Mohammad Gharaibeh 124
Literaturhinweise 126
Neuanschaffungen der CIBEDO-Bibliothek 127
Zeitschriftenschau 128