Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
am 25. September 2008 veröffentlichten die deutschen Bischöfe zum Abschluss ihrer Herbstvollversammlung eine Orientierungshilfe zum Moscheebau in Deutschland. Die Stellungnahme versteht sich als Präzisierung und Erweiterung der Ausführungen zum Moscheebau der Arbeitshilfe Nr. 172 „Christen und Muslime in Deutschland“ aus dem Jahr 2003. Die großen öffentlichen Debatten um das Thema Moscheebau in Köln, Frankfurt und Berlin haben gezeigt, dass eine Präzisierung der kirchlichen Position in verschiedenen Detailfragen notwendig war. An der grundsätzlich positiven Haltung der deutschen Bischöfe gegenüber dem Recht der Muslime auf den Bau würdiger Moscheen hat sich nichts geändert. Unter Bezugnahme auf das Konzilsdokument „Dignitatis Humanae“ heißt es: „Unzweifelhaft gehört zu dieser Sicht der Religionsfreiheit auch das Recht der Muslime auf den Bau würdiger Moscheen.“
Die deutschen Bischöfe bauen ihre positive Haltung zum Bau von Moscheen auf drei wichtigen Begründungen auf: den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils, der internationalen Erklärung der Menschenrechte und den Grundrechten des Grundgesetzes der Bundesrepublik Deutschland. Eigentlich – so möchte man meinen – müsste eine solch beeindruckende Begründung restlos überzeugen. Der überwiegende Teil der deutschen Gesellschaft teilt eine solche Begründung auch mit den deutschen Bischöfen, bis auf eine kleine Gruppe islamophober Anhänger der „Christlichen Mitte“ um Frau Dr. Hiltrud Schröter, die sich fälschlicherweise für eine Islam-Expertin hält. In einem offenen Brief an die Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz schreibt sie: „Zu oft, insgesamt 10mal, reden Sie von ‚Religionsfreiheit’ und fordern diese für den Islam. Damit beweisen Sie kontinuierlich Ihre Unkenntnis bzgl. der Eigenart des Islam und beteiligen sich am Verharmlosungsdiskurs in Kirchen, Politik und Medien… Der Islam ist eine Politreligion mit totalitären Strukturen und mit dem Ziel des Endsiegs über alle Weltanschauungen und Religionen, auch über das Christentum.“
Die Methode dieser Gruppe ist so einfach wie einfältig: Indem man dem Islam den Charakter einer Religion abspricht, trifft die Forderung nach Religionsfreiheit auf den Islam nicht mehr zu und man kann ihm mit Fug und Recht den Bau von Moscheen verbieten. Wes Geistes Kind eine solche Argumentation aber ist, sieht man daran, dass dem Islam Intoleranz vorgeworfen wird, während man selber im Sumpf der Intoleranz versinkt. Und wer verfolgt, wie unsachgemäß diese „Experten“ mit Begriffen wie takiya werkeln, der weis ohnehin, dass hier nicht Fachwissen vorherrscht sondern Halbwissen und Halbwahrheiten. Und diese sind bekanntlich am schlimmsten.
Inhaltsverzeichnis
Editorial 2
Studien
30 Jahre CIBEDO. Die Gründungsgeschichte
von Hans Vöcking Afr.M. 4
„Interreligiöser Dialog – Chance oder Risiko?“ Rede an der University of London vom 28. Mai 2008
von Jean-Louis Kardinal Tauran 10
Ein „neuer Geist“ des christlich-islamischen Dialogs? Eine kritische Sichtung der beiden „Offenen Briefe“ islamischer Gelehrter
von Andreas Renz 14
Was kann und sollte Islamische Religionspädagogik in der staatlichen Schule leisten? Glaubensvermittlung und Grenzen der Scharia
von Bülent Uçar 24
Dokumentation
Botschaft des Päpstlichen Rates für den Interreligiösen Dialog 2008 A.D. 31
Grußbotschaft des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch zum Fastenbrechen 2008 32
Abschlusserklärung des „Ausschusses für die Beziehungen zu den Muslimen in Europa“(CRME), Oktober 2008 33
Ansprache des Papstes Benedikt XVI. an die Teilnehmer des katholisch–muslimischen Forums – Rom, 6. November 2008 35
Abschlusserklärung des katholisch–muslimischen Forums, November 2008 37
Bericht
Christen und Muslime in Bosnien-Herzegowina
von Sandra Lenke 40
Buchbesprechung
Ernst, Carl W.: Mohammed folgen. Der Islam in der modernen Welt
Christian W. Troll SJ 43
Kaddor, Lamya und Rabeya Müller (Hrsg.): Der Koran für Kinder und Erwachsene
Edith Schlesinger 44
Literaturhinweise 46
Neuanschaffungen der CIBEDO-Bibliothek 48
Zeitschriftenschau 49