München (KNA) Rainer Maria Schießler (55), Münchner Stadtpfarrer und Bestsellerautor, hält nach den Anschlägen der vergangenen Tage nichts davon, Asylbewerber pauschal als Terroristen einzuschätzen. “Wir haben es gewusst, als diese Welle auf uns zukam, dass nicht jeder, der kommt, gut ist”, sagte der katholische Geistliche am Dienstag bei Bayern 1. Doch es habe keine andere Lösung gegeben, als sich dieser Menschen und ihrer Not anzunehmen: “Das ist doch auch kein Ausweis einer modernen zivilisierten Gesellschaft, dass wir uns da einfach wegdrehen.” Nach den jüngsten Ereignissen liege ein gewisser Schatten über allem, “weil du jetzt weißt, sowas kann wirklich sein”, sagte Schießler. Zuvor habe man immer gemeint, solche Anschlägen seien weit weg, irgendwo in Frankreich oder im Vorderen Orient. “Aber jetzt wissen wir, es kann mitten unter uns passieren und mit diesem Schatten müssen wir jetzt leben lernen.” Der Pfarrer erinnerte an ein Wort des Apostels Paulus aus dem Brief an die Thessalonicher. Darin heiße es: “Trauert nicht wie die, die keine Hoffnung haben.” Natürlich trauerten auch die Christen, doch sie sollten an diese Dinge als Menschen rangehen, die wüssten, alle Kraft und Möglichkeiten zu besitzen, “dass diese Gewalt nicht die Oberhand behält”. Bezüglich der Sicherheit habe sich etwas verändert, sagte Schießler. So dürfte etwa das diesjährige Oktoberfest zu einer “Hochsicherheitswiesn” werden, meinte der Pfarrer, der regelmäßig als Bedienung in einem der Bierzelte zugunsten sozialer Projekte arbeitet. Dann solle es eben so sein. Man habe die veränderten Bedingungen anzunehmen wie bei einem Beinbruch, nach dem man längere Zeit auf Krücken gehe. Das sei noch keine Katastrophe. Kritisch sieht Schießler indes bei den islamistisch motivierten Anschlägen, dass hier Religion vor einen Karren gespannt werde. Religion sei das “Sich-Ausstrecken nach Gott”. Deshalb finde er es unmöglich, dass jemand “Gott ist groß” schreie und dann Menschen vernichte. Das sei ein Widerspruch in sich: “Und wir wissen alle, dass diese Islamisten mit Religion nichts am Hut haben.”
(KNA – qkrmq-89-00119)