PLURIEL ist ein kürzlich gegründetes internationales Forschungsnetzwerk katholischer Universitäten und Fakultäten in Europa (FUCE) und im Nahen Osten. Das Kürzel steht für „Plateforme Universitaire de Recherche sur l’Islam en Europe et au Liban“ (plurielfuce.eu).
Den thematischen Schwerpunkt des Netzwerkes bilden Forschungen zum Islam in Europa und in der MENA-Region. Initiator und Koordinator von PLURIEL ist Michael Younes, Leiter des Centre d’Études des Cultures et des Religion an der Katholischen Universität in Lyon (UCLy).
Von deutscher Seite wirkt an PLURIEL die von Jesuiten getragene Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main mit. Aus Österreich ist die ebenfalls von esuiten getragene Theologische Fakultät der Universität Innsbruck beteiligt.
In Sankt Georgen existiert seit 2014 eine Stiftungsprofessur „Katholische Theologie im Angesicht des Islam“. Die Stiftungsprofessur arbeitet eng mit der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO) zusammen, einer Einrichtung der Deutschen Bischofskonferenz auf dem Campus der Hochschule. Über das von der DFG geförderte Graduiertenkolleg 1728 „Theologie als Wissenschaft“ gibt es intensive Kontakte zum „Institut für Studien der Kultur und Religion des Islam“ an der Goethe- Universität in Frankfurt am Main. Das Graduiertenkolleg wurde Anfang 2016 positiv evaluiert und geht damit in seine zweite Förderphase. Sein Schwerpunkt ist die Analyse von Rationalitätsstrukturen religiöser Diskurse in Judentum, Christentum und Islam.
Eine weitere Forschungskooperation der Frankfurter Hochschule Sankt Georgen besteht mit dem Hamburger „Institut für Theologie und Frieden“ (ithf), ebenfalls einer Einrichtung der Deutschen Bischofskonferenz. Im Rahmen eines mehrjährigen Forschungsprojektes werden Ansätze islamischer Friedensethik identifiziert und auf die ihnen jeweils zugrundeliegenden Denkformen hin analysiert.
Ein internationaler Kongress hat am 15.-17. Oktober 2015 in Hamburg stattgefunden („Islamic Peace Ethics. Legitimate and Illegitimate Violence in Contemporary Islamic Thought“); die Publikation der Beiträge ist in Vorbereitung.
Vom 6.-9. September 2016 veranstaltet PLURIEL an der Université Catholique in Lyon einen ersten internationalen Kongress: „L’Islam au pluriel: pensée, foi et société“.
Dabei soll der inneren Vielfalt islamisch geprägter Gesellschaften in Europa und in der MENA-Region Rechnung getragen werden. Im Rahmen des Kongresses werden deshalb Perspektiven und Methodologien diskutiert, die zu einer sachgerechten Wahrnehmung gesellschaftlicher und religiöser Pluralität beitragen können.
Vorträge und Diskussionen international renommierter Wissenschaftler zielen nicht nur auf theologische Fragen, sondern auch auf deren Verflechtungen mit geopolitischen, gesellschaftlichen und ökonomischen Faktoren. Der Kongress will zugleich den Austausch von Einrichtungen an katholischen Universitäten und Fakultäten in Europa und im Nahen Osten vertiefen, die sich schwerpunktmäßig mit Fragen des Islam befassen.
Weitere Informationen zu der Konferenz in Lyon unter http://lyon.catholique.fr/?Congres-L-islam-au-Pluriel-Pensee.
Von der Mitwirkung am internationalen Netzwerk PLURIEL erhoffen sich die Frankfurter Wissenschaftler weitere Impulse für ihre Forschungen und eine verbesserte Wahrnehmung in der akademischen und außerakademischen Öffentlichkeit.
Dirk Ansorge, Frankfurt