Zürich (KNA) Reformmuslime in der Schweiz wollen die Diskussion über den Islam stärker mitprägen und dafür einen eigenen “Rat” schaffen. Das kündigte die Zürcher Politologin Elham Manea im Gespräch mit dem Internetportal kath.ch (Freitag) an. Sie ist Mitunterzeichnerin einer “Deklaration säkularer Muslime in Europa”, die vergangene Woche in Freiburg von Muslimen aus der Schweiz, Deutschland und Österreich unterschrieben wurde. Die Anliegen aufgeschlossener Muslime dürften in der gesellschaftlichen Diskussion nicht untergehen, betonte Manea. “Es ist Zeit, dass Klarheit geschaffen wird”, sagte die Politologin von der Universität Zürich. Der Rat solle die Interessen der Reformmuslime gegenüber dem Staat wahrnehmen. Zudem sei vorgesehen, einen länderübergreifenden Rat zu schaffen. Der Zeitplan für die Gründung sei noch offen. In der “Deklaration säkularer Muslime in Europa” wird eine von Toleranz und Gleichberechtigung geprägte muslimische Gemeinschaft angestrebt. Die Unterzeichner sehen den Glauben als eine persönliche Angelegenheit zwischen Gott und dem Einzelnen an. Innerislamische Kritik wird als unerlässlich und Meinungsvielfalt als essenzielle Basis für die Freiheit betrachtet. Eingefordert wird ausdrücklich eine Gleichberechtigung von Mann und Frau. Zwangsheirat, Vielehen und Imam-Ehen – also Eheschließungen, die in einer Moschee stattfinden und vor dem Gesetz keine Gültigkeit haben – werden abgelehnt. Kinderehen stellten einen “sexuellen Missbrauch von Minderjährigen” dar. Eine “Rote Karte” erhalten auch Bekleidungszwänge und religiöse Eheverbote. Die Freistellung muslimischer Schüler vom Schulbetrieb aus islamischen Gründen wird abgelehnt.
(KNA – qktmn-89-00071)