Göttingen (KNA) Ein Forschungsprojekt an der Universität Göttingen über neue Formen der Religiosität im Islam erhält Fördermittel vom Europäischen Forschungsrat (European Research Council, ERC). In den kommenden fünf Jahren fließen 2,5 Millionen Euro in das Vorhaben unter Leitung des Ethnologen Roman Loimeier, wie die Hochschule am Montag in Göttingen bekanntgab. Das Projekt trägt den Titel “Private Pieties: New Forms of Religiosity in Muslim Societies” (“Private Frömmigkeit: Neue Formen der Religiosität in der muslimischen Gesellschaft”). Forschungsgegenstand sind in vielen afrikanischen Ländern sich entwickelnde soziale und religiöse Bewegungen, “die die Deutungshoheit islamistischer Gruppierungen im öffentlichen Raum bestreiten”, wie es hieß. Sie bestünden vor allem darauf, dass Glaube Privatsache sei. Die Göttinger Forschungsgruppe werde diese Entwicklung in Tunesien, dem Senegal, in Ägypten, Libanon, Iran und Pakistan untersuchen. Ziel sei es zu erkunden, “ob das Insistieren auf die Privatheit von Gläubigkeit mit einem entsprechenden Verlust des Einflusses der Religion im öffentlichen Raum verbunden ist”. Generell gehe es um einen Einflussverlust jeweiliger religiöser Akteure, insbesondere radikalislamistischer Gruppen. Die Förderung erfolgt aufgrund eines sogenannten Advanced Grant. Der ERC fördert damit nach eigenen Angaben Spitzenwissenschaftler, um grundlagenorientierte Forschung und visionäre Projekte voranzutreiben und neue interdisziplinäre Wissensgebiete zu erschließen.
(KNA – qlkmo-89-00108)