Stuttgart (KNA) Der Frankfurter Theologe Dirk Ansorge hat Kriterien für das Friedenspotenzial einer Religion formuliert. Dabei geht er von der Fähigkeit zur Toleranz aus. Religionen förderten friedfertiges Handeln nur, wenn die Anerkennung von Differenz, Andersheit und Pluralität eine wichtige Rolle spiele, so der Dogmatikprofessor in einem Vortrag an der Katholischen Akademie in Stuttgart. Nur dann könnten Menschen Vielfalt nicht nur als Übel hinnehmen, sondern positiv würdigen. Zudem müssen Religionen aus Sicht Ansorges Niederlagen und Rückschläge in ihre Wirklichkeitsdeutung integrieren, um kompromissfähig zu sein. Wichtig sei auch, die Möglichkeit des Scheiterns von Menschen ins Denken zu integrieren. Verzichten müssten Religionen dagegen auf den Anspruch, “Gottes Willen auf der Erde kompromisslos Geltung zu verschaffen”. Es gelte, Unvollkommenheiten zu akzeptieren sowie Angehörige anderer Religionen und Weltanschauungen wertzuschätzen und Abweichlern in den eigenen Reihen nachsichtig zu begegnen. Unterschieden werden müsse von einer Religion zwischen “der ihrer Natur nach unantastbaren Sphäre der Transzendenz einerseits und ihrer unvermeidlich vorläufigen Vermittlung in der Sphäre der Menschen andererseits”, so Ansorge. Wenn dies gelte, werde nicht jede Kritik direkt zur Blasphemie. Ansorge plädierte für “institutionell etablierte Haltungen der Selbstreflexivität” und eine Perspektive, die auch die Weltsicht anderer wahrnehmen könne. Der Dogmatikprofessor an der Jesuitenhochschule in Sankt Georgen sprach am Wochenende bei einer Veranstaltung zum Thema Friedliches Zusammenleben in Afrika im Geiste Abrahams” in der Katholischen Akademie in Stuttgart.
(KNA – qlmlk-89-00014)