Freiburg (KNA) Der Frankfurter Theologe Joachim Valentin sieht derzeit kaum Chancen auf einen funktionierenden, zukunftsweisenden Dialog zwischen Muslimen und deutscher Mehrheitsgesellschaft. Während noch vor zwei Jahren wichtige Durchbrüche wie ein funktionierender islamischer Religionsunterricht an den Schulen oder der Aufbau eines muslimischen Wohlfahrtswesens in Deutschland “in greifbarer Nähe” gewesen seien, herrsche nun auf beiden Seiten Frust und Ratlosigkeit, schreibt Valentin in einem Beitrag für die in Freiburg erscheinende Zeitschrift “Herder Korrespondenz” (Januar). Wegen der weltpolitischen Entwicklung etwa in Syrien, der Türkei oder in Nordafrika nähmen wechselseitige Vorurteile zwischen Muslimen und Nichtmuslimen auch in den europäischen Gesellschaften zu. Ein Dialog auf Augenhöhe, wie ihn etwa die katholische Kirche beim Zweiten Vatikanischen Konzil in den 1960er Jahren angemahnt habe, klinge “heute fast wie Hohn, mindestens wie eine unlösbare Aufgabe”, so Valentin. “Die Saat des dschihadistischen Terrors und des türkischnationalistischen Islamismus ist dabei, aufzugehen.” Valentin sprach sich dafür aus, “Gemeinde- und Sozialstrukturen für praktizierende konservative Muslime aus Syrien und Afghanistan” in Deutschland aufzubauen und zu fördern. Falsch sei es, so der Islambeauftragte des Bistums Limburg, einseitig nur auf den Dialog mit liberalen Islamverbänden zu setzen. Deren Mitgliederzahlen gingen häufig “gegen null”.
(KNA – qlmmm-89-00105)