Ulm (KNA) Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat sich kritisch zum Konzept der sogenannten sicheren Drittstaaten geäußert. Bei Flüchtlingen dürfe die Prüfung des Einzelfalls nicht beiseitegeschoben werden, sagte Marx in der Weihnachtsausgabe der Ulmer “Südwestpresse”. Er warnte davor, nur die Bevölkerung beruhigen zu wollen. Dies sei zwar verständlich, aber dieses Signal dürfe selbst keine Menschen in Gefahr bringen. Der Kardinal unterstrich, die Kirche könne beim Thema Flüchtlinge nicht einfach von Grundprinzipien abgehen; sie trete für eine humanitäre Politik ein. “Dafür bekommen wir verbale Prügel – und zwar gerade von jenen, die vorgeben, das christliche Abendland verteidigen zu wollen.” Positiv äußerte sich Marx über die “phänomenale Bereitschaft zu helfen”. Das macht ihn nach eigenem Bekunden glücklich. Die kirchlichen Strukturen zählten “zu den verlässlichsten der Zivilgesellschaft”. Skeptisch zeigte sich Marx über den Dialog der Religionen: “Da sind wir nüchterner geworden seit dem Traum von Papst Johannes Paul II. und Hans Küng von einer friedensstiftenden Kraft der Religionen.” Religionen könnten auch Beschleuniger im Gegeneinander sein.
(KNA – qlmmn-89-00114)