Göttingen/Jakarta (KNA) Nach Blasphemie-Anzeigen in Indonesien befürchtet die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) eine Zunahme von religiösen Spannungen in dem Land. “Dem bevölkerungsreichsten muslimischen Staat der Erde drohen unruhige Zeiten, da der Streit um Blasphemie immer größere Kreise zieht”, erklärte GfbV-Asienreferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. “Für die Toleranz zwischen den Religionsgemeinschaften bedeuten diese immer schärferen Auseinandersetzungen um Glaubensfragen nichts Gutes.” Ende Dezember waren vier Anzeigen wegen Blasphemie und Hassaufrufen gegen den Anführer der radikalen Islamischen Verteidigungsfront (FPI) bei der indonesischen Polizei eingegangen. Eine von ihnen stammte Medienberichten zufolge von der interreligiösen Organisation Rumah Pelita wegen einer Predigt, in der er das Christentum verhöhnt haben soll. Auch der Verband katholischer Studenten in Indonesien gehört zu den Organisationen, die Anzeige erstattet hatten. Die einflussreiche FPI gilt seit Jahren als Drahtzieherin von Schikanen und Gewalt gegen Christen und Angehörige anderer Glaubensrichtungen. Ziel der Gruppe ist die Errichtung eines islamischen Gottesstaates. Der GfbV zufolge kündigten die Islamisten an, mit Verleumdungsklagen gegen die katholischen Studenten vorzugehen, die den Vorwurf der Gotteslästerung erhoben hätten. Die Christen könnten mit breiter juristischer Unterstützung von Rechtsanwälten rechnen, sollte offiziell ein Ermittlungsverfahren gegen Rizieq eingeleitet werden, hieß es. Ein Team von 149 Rechtsanwälten habe sich bereiter klärt, den Vorstoß der Studenten zu unterstützen. Zurzeit prüfe die Polizei, ob offiziell ein Ermittlungsverfahren eröffnet werde. (KNA – rklko-89-00016)