Regensburg (KNA) Theologischen Widerspruch hat der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer mit seinen kritischen Bemerkungen über den Islam auf sich gezogen. Die Lehren von Christen und Muslimen könnten “ohne grundsätzliche Probleme in einem religiös neutralen Staat koexistieren”, sagte der Freiburger Honorarprofessor Ulrich Ruh am Mittwochabend dem Online-Magazin “regensburg digital”. Die meisten Muslime in Europa akzeptierten Religions- und Meinungsfreiheit. Voderholzer hatte den Islam vor kurzem als “postchristliche Erscheinung” bezeichnet, die mit dem Anspruch auftrete, “die Kerngehalte des Christentums zu negieren”. Als Beispiele nannte er den Glauben an den dreifaltigen Gott, die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus sowie die Erlösung durch dessen Kreuzestod. Nur wer seinen eigenen Glauben entweder nicht kenne oder nicht ernst nehme, könne eine “weitreichende Integration” des Islam für möglich halten. Ruh sagte dem Magazin, die Integration des Islam hänge nicht von einer “postchristlichen” Dogmatik ab, sondern davon, ob seine Anhänger in Deutschland die hiesige Verfassung respektierten. Christentum und Islam könnten trotz theologischer Kontroversen nebeneinander bestehen. Als Beispiel nannte der Theologe das Judentum, das Trinität und Gottessohnschaft ebenso strikt ablehne und dennoch integriert sei. Ruh war von 1991 bis 2014 Chefredakteur der “Herder Korrespondenz”.
(KNA – rkmkt-89-00097)