Ostfildern (KNA) Den Dialog des liberalen muslimischen Theologen Mouhanad Khorchide mit dem langjährigen Kurienkardinal Walter Kasper über Barmherzigkeit als Grundlage des Gesprächs zwischen Christen und Muslimen dokumentiert das Buch “Gottes Erster Name”. Es erscheint am 23. März im Ostfilderner Verlag Patmos. Der vom ZDF-Journalisten Jürgen Erbacher herausgegebene 117-seitige Band fasst ein Gespräch der beiden Theologen vom September zusammen. Im Vorwort schreibt die deutsche Vatikanbotschafterin Annette Schavan, Kaspers und Khorchides Verdienst sei es, den Begriff Barmherzigkeit als Kernbegriff der beiden Religionen wiederentdeckt zu haben. Kasper betont, die Menschheit werde heute nur Zukunft haben, wenn sie sich von ihren jeweiligen kulturellen und religiösen Voraussetzungen ausgehend auf das Thema Barmherzigkeit besinne. Alle Religionen und Menschen guten Willens müssten für eine gerechtere und barmherzigere Welt zusammenarbeiten. Ziel müsse es sein, sich gegenseitig in der Vielfalt und der Unterschiedlichkeit zu respektieren. Khorchide, der in Münster islamische Theologie lehrt, erklärte in dem Gespräch, ein Islam, der sich zuerst als “spirituelle Religion” begreife und die ethische Dimension hervorhebe, sei mit der demokratischen Staatsform “selbstverständlich” vereinbar. Nur wer den Islam – so wie etwa die Salafisten – als Gesetzesreligion verstehe, die Vorschriften für alle Bereiche staatlichen Handelns vorschreibe, habe Schwierigkeiten mit der Demokratie, führte der Theologe aus. Mit dem Koran lasse sich ein solches Verständnis, das eine Trennung zwischen Religion und Staat ablehnt, allerdings nicht begründen.
(KNA – rkmln-89-00135)