Essen (KNA) Christen im Nordirak fühlen sich nach Worten des syrisch-katholischen Erzbischofs von Mossul, Yoanna Petros Mouche, “weiter sehr unsicher”. Zwar würden die Kampfeinheiten der Terrororganisation “Islamischer Staat” (IS) von Regierungstruppen weiter zurückgedrängt, sagte Mouche am Dienstag in Essen zum Auftakt einer Europa-Reise. Doch ein militärischer Sieg genüge nicht. Der IS sei als Ideologie “immer noch sehr stark”. Der Erzbischof forderte internationale Unterstützung, um die Rückkehr von Christen in ihre Heimatorte im Irak zu ermöglichen. Viele Flüchtlinge wollten dorthin zurückkehren, hielten sich aber noch sehr zurück. Im Gebiet von Karakosch und Bartela südlich von Mossul seien etwa die Häuser christlicher Familien niedergebrannt worden. Das sei “ein unangenehmes Zeichen” für ein künftiges Zusammenleben. Mouche sprach von einer “Drohung gegen uns”. Sie zeige, “wie groß der Hass der Nachbarbevölkerung ist”. Den Christen drohe Gefahr vor allem aus den Reihen der Sunniten und der Gruppe der Shabak. Die Christen im Nordirak hoffen nach Worten des Erzbischofs auf eine “mächtige Seite, die uns für Sicherheit bürgt”: Sie wünschten sich für ihre Gebiete eine Form der Selbstverwaltung. Es gebe Bestrebungen, die Region in verschiedene Provinzen für Sunniten, Schiiten und Kurden aufzuteilen; “aber wir als Christen werden in diesem Zusammenhang nie erwähnt”, berichtete er. Der Erzbischof weiter: “Wir setzen keine große Hoffnung in die Zentralregierung und bitten um aktive Unterstützung der Weltgemeinschaft.” Die christliche Bevölkerung sei durch den anhaltenden Konflikt sowie Flucht und Vertreibung inzwischen verarmt. Nach seinen Angaben sind von den ursprünglich rund 53.000 Christen seiner Diözese mehr als die Hälfte geflohen. Je länger der Wiederaufbau dauere, desto komplizierter werde eine Rückkehr der Familien. Nach der Eroberung Mossuls durch die Dschihadisten im Juni 2014 hatten alle Christen die Stadt verlassen. Die Flüchtlinge hätten sich zunächst in die Ninive-Ebene oder nach Kirkuk begeben und seien später nach Erbil und in die umliegenden Orte des irakischen Kurdengebietes weitergezogen. Mouche ist seit 2011 Erzbischof von Mossul. Sein Amtssitz wurde 20 Kilometer westlich nach Karakosch verlagert. 2014 überrollte der IS auch diese Stadt. 50.000 Christen flüchteten damals in einer Nacht mit dem Bischof in den überwiegend von Kurden besiedelten Nordirak. Viele sind nach Europa oder Nordamerika geflüchtet. In Essen lebt eine Exilgemeinde mit rund 500 Mitgliedern.
(KNA – rkmms-89-00139)