Berlin (KNA) Für das geplante Institut für Islamische Theologie an der Berliner Humboldt-Universität (HU) ist eine wichtige Personalentscheidung gefallen. Hauptamtlicher Gründungsbeauftragter wird der Berliner Mittelalter-Historiker Michael Borgolte (68), wie der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) und HU-Präsidentin Sabine Kunst am Montag bekannt gaben. Borgolte wird die Arbeitsgruppe zum Aufbau des Instituts leiten und den weiteren Prozess moderieren. Das Institut soll mit fünf Professuren im Wintersemester 2018/19 den Lehrbetrieb aufnehmen. Die Absolventen der Bachelor- und Master-Studiengänge sollen eine wissenschaftlich fundierte Ausbildung erhalten, die sie zu einem Einsatz als Imame oder Religionslehrer qualifiziert. Mit dem neuen Institut wird Berlin der sechste universitäre Standort in Deutschland, an dem islamisch-theologische Studien angeboten werden. Borgolte war von 1991 bis 2016 Professor für Geschichte des Mittelalters an der Humboldt Universität. Er gehört der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften an. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist die Geschichte Europas aus christlicher, jüdischer und islamischer Perspektive. Vor Journalisten nannte Müller die Institutsgründung ein “großes Anliegen” des Berliner Senats. Nach seinen Angaben ist die Finanzierung bis 2020 mit 13 Millionen Euro sichergestellt. Kunst erklärte, Borgolte sei in der Berliner Wissenschaftsszene “bestens vernetzt”. Der Gründungsbeauftragte bezeichnete den Fahrplan zur Gründung als “ambitioniert aber realistisch”. Über das Profil zweier Professuren gebe es bereits Einvernehmen, sie würden noch 2017 ausgeschrieben. An der Besetzung der Professuren kann Borgoltes Angaben zufolge der Theologische Beirat des Instituts mitwirken. Ihm gehören außer Hochschullehrern auch Vertreter islamischer Organisationen an, darunter des umstrittenen Verbands Ditib. Sie könnten wie die Kirchen bei den theologischen Lehrstühlen ihrer Konfession das Bekenntnis der Kandidaten überprüfen, die an dem Institut lehren wollen. Imame des Ditib-Verbandes stehen unter dem Verdacht der Spionage für die türkische Regierung. Borgolte sagte, in der Arbeitsgruppe zur Vorbereitung der Institutsgründung habe er bislang keine “Konfliktpunkte” mit den Ditib-Vertretern feststellen können. Müller betonte, im Beirat sei Ditib “eine von 15 Stimmen”. Zugleich räumte der Regierende Bürgermeister ein: “Wir müssen schauen, mit wem man zusammenarbeitet.” Müller bekräftigte seine Unterstützung für den Vorschlag evangelischer Theologen an der HU, eine “Fakultät der Theologien” von Christen, Muslimen und Juden zu gründen. Es sei eine “zukunftsweisende Idee”. Dabei werde auch die Katholische Theologie von der Freien Universität Berlin an die HU “verlagert werden können”, so der Regierende Bürgermeister. Dies ist ein Thema in den laufenden Hochschulvertrags-Verhandlungen.
(KNA – rknmr-89-00080)