Vatikanstadt (KNA) Patriarch Gregoire III. Laham, Oberhaupt der melkitischen griechisch-katholischen Kirche im Nahen Osten, ist von Papst Franziskus am Freitag zu einer Unterredung empfangen worden. Das teilte der Vatikan ohne weitere Einzelheiten mit. Der 83-jährige Patriarch bekommt seit längerem Widerstand innerhalb seiner Kirche zu spüren. Laut Medienberichten geht es um den Umgang mit Kirchenfinanzen und um den Leitungsstil. Politisch steht der in Damaskus residierende Patriarch Syriens Präsident Baschar al-Assad nahe. Die Kirchen in Syrien erlebten angesichts des Bürgerkriegs eine starke Abwanderung von Gläubigen und Geistlichen.
Im Juni 2016 musste eine Synode der melkitischen Bischöfe abgebrochen und vertagt werden, weil die Hälfte der 22 Mitglieder der Zusammenkunft fernblieb. Vergangenen Februar fand am libanesischen Sitz des Patriarchen eine Bischofsversammlung statt, die Berichten zufolge unter anderem auf Vermittlung des päpstlichen Nuntius zustande kam. Eine Abschlusserklärung sprach von “möglichen unabsichtlichen Managementfehlern” und verwies auf eine Synodenkommission, die dem Patriarchen bei seiner Leitungsausübung “assistieren” sollte.
Der gebürtige Syrer Lutfi Laham wurde im November 2000 durch die Synode zum Patriarchen der melkitischen Kirche gewählt. Papst Johannes Paul II. gewährte ihm im Dezember 2000 Kirchengemeinschaft und bestätigte ihn so als Oberhaupt der mit Rom unierten Kirche. Die Wahl gilt auf Lebenszeit. Der Amtsinhaber kann nur aus schwerwiegenden Gründen abgesetzt werden oder aus eigener Entscheidung der Synode und dem Papst seinen Rücktritt anbieten. Der melkitischen Kirche gehören laut der österreichischen Stiftung Pro Oriente rund 1,6 Millionen Christen an; etwa die Hälfte lebt in Auslandsgemeinden in Brasilien, Argentinien und Australien.