UN-Botschafterin: Verbrechen im Irak als Völkermord anerkennen

Potsdam (KNA) Die UN-Sonderbotschafterin gegen Menschenhandel, Nadia Murad, hat die Anerkennung der IS-Verbrechen an Jesiden und anderen religiösen Minderheiten als Völkermord gefordert. Die 21-jährige Jesidin, deren Mutter und sechs ihrer Geschwister vom IS ermordet wurden, bekräftigte ihren Appell am Mittwoch vor dem Brandenburger Landtag. Das Landesparlament hatte sich im vergangenen Dezember auf Antrag von CDU, SPD, Linken und Grünen für die Aufnahme einer begrenzten Zahl von Jesidinnen und Jesiden außerhalb des regulären Asylverfahrens in Brandenburg ausgesprochen.

Auf Einladung des Landtagspräsidiums wird außerdem das geistliche Oberhaupt der Jesiden, Baba Sheikh, im Mai mit einer Delegation nach Potsdam kommen. “Ich verdanke es nur dem deutschen Wohlwollen und dem Programm für Schutzbedürftige, dass ich heute hier bin und zu Ihnen sprechen darf”, sagte Murad. Sie würdigte, dass Deutschland den ersten internationalen Haftbefehl gegen einen IS-Kommandanten ausgestellt habe.

Deutschland habe hier eine Führungsrolle übernommen, betonte Murad. Dies müsse aber zu einem weltweit koordinierten Prozess werden. “Ich habe als Überlebende eine Verantwortung, für jene zu sprechen, die noch immer leiden”, erklärte die UN-Sonderbotschafterin. “Dieser Völkermord ist noch nicht vorbei.” Es seien noch immer 2.000 Überlebende im Irak. Deren Unterstützung durch Nichtregierungsorganisationen reiche nicht aus. “Ich werde deswegen jedes Bundesland und jeden Staat, den ich besuche, bitten, mehr Personen aufzunehmen”, kündigte Murad an.

(KNA – rkokp-89-00054)