Abuja/Bamberg (KNA) Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick sieht in islamistischem Terror und in korrupten Eliten Hauptgründe für eine drohende Hungerkatastrophe in Nigeria. “Es gibt bereits Hunger. Er wird sich ausweiten, wenn nicht bald gegengesteuert wird”, sagte Schick am Sonntag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Internationale Hungerhilfe kann hier aber nur eine Ersthilfe sein. Wichtig ist, dass die Bevölkerung wieder die Chance hat, sich selbst zu versorgen.”
Schick, der die Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz leitet, war in der vergangenen Woche zu einem Solidaritätsbesuch in Nigeria. In dem westafrikanischen Land besuchte er die Erzdiözese Jos, die in den vergangenen Jahren besonders von Terroranschlägen betroffen war. Auf dem Reiseprogramm standen unter anderem Begegnungen mit dem Erzbischof von Abuja, Kardinal John Onaiyekan, sowie mit weiteren Bischöfen und Vertretern des Islam.
Der Konflikt in dem Land sei kein rein religiöser zwischen Christen und Muslimen, sondern habe auch ethnische und soziale Dimensionen, so Erzbischof Schick. “Die Böden werden knapper, die Ethnien vertreiben sich dann gegenseitig.” Bevölkerung und Armut wüchsen sehr stark. “Da werden dann auch vermeintliche Heilsbringer wie Boko Haram und andere radikale Gruppen interessant, die einfache Lösungen versprechen.” Sie wollten all jene ausmerzen, die ihnen nicht folgten.
Dies seien vor allem die Christen. Sie hätten es “sehr schwer, sind aber für eine gute Entwicklung des Landes wichtig”. Bei Begegnungen mit islamischen Religionsführern sei deutlich geworden, dass ein großer Teil der Muslime gegen die Terrororganisation Boko Haram sei, erklärte der Erzbischof. Sie richte sich auch gegen Muslime, die sich ihr nicht anschließen wollten. Kirchen und Muslime bekämpften daher Boko Haram gemeinsam. Die Einführung der Scharia in zwölf Bundesstaaten nannte Schick “eine bedenkliche Entwicklung – und für Christen eine Bedrohung”. Sie sei zudem in dem föderalen Staat Nigeria nicht einheitsfördernd, da ungefähr die Hälfte der Bevölkerung christlich sei.
(KNA – rkomm-89-00052)