Ankara (KNA) Eine Wiedereröffnung des Priesterseminars von Chalki bleibt weiterhin unwahrscheinlich. Das berichten türkische Medien am Montag unter Berufung auf Regierungskreise.
Seit Jahren warte man darauf, dass in Athen eine Moschee für die rund 200.000 dort lebenden Muslime gebaut werde, aber nichts geschehe, wird ein namentlich nicht genannter Berater des Präsidenten zitiert. Die Zahl der Muslime in Griechenland ist durch die Flüchtlingsmigration in den vergangenen Jahren stark angewachsen.
Den Bau einer Moschee hatte Athen wiederholt versprochen, war aber auf Widerstand nationalkonservativer Kreise gestoßen. Im vergangenen Juli hatte sich die Syriza-geführte Regierung schließlich entschlossen, in einem Lagerhaus im Stadtteil Votanikos eine Moschee einzurichten. Sie soll Ende des Monats eröffnet werden. Es wäre die erste Moschee seit dem Abzug der Osmanen im Jahr 1833.
Die Beziehungen zwischen Athen und Ankara hatten sich zuletzt verschlechtert. Hauptursache ist ein Streit um acht türkische NATO-Soldaten, die in der Putschnacht vom 16. Juli 2016 in einem Militärhubschrauber nach Griechenland geflohen waren. Die türkische Regierung fordert ihre Auslieferung, Athen lehnt dies ab. Es sei nicht auszuschließen, dass die Männer in der Türkei ein unfaires Verfahren erwarte oder dass sie dort gefoltert würden, begründeten die Richter des obersten griechischen Gerichtshofs ihre Entscheidung.
Erst im März hatte Griechenland die Wiedereröffnung Chalkis gefordert. “Die anhaltende Schließung der Theologischen Hochschule von Chalki stellt ein historisches, geistliches, pädagogisches, kulturelles und politisches Unrecht sowie einen Verstoß der Türkei gegen ihre internationalen Verpflichtungen dar”, sagte der griechische Vizeaußenminister, Terence Quinn, auf einer Sondersitzung des griechischen Parlaments.
Die Theologische Hochschule auf Chalki war bis zu ihrer Schließung 1971 eine der weltweit bedeutendsten orthodoxen theologischen Lehranstalten. Chalki (türkisch Heybeliada, “Sattelinsel”) gehört zu den Prinzeninseln und liegt in der Nähe von Istanbul im Marmarameer. Viele orthodoxe Gelehrte, Bischöfe und Patriarchen, darunter auch der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I., absolvierten ihr Studium an der Hochschule. Internationale Appelle, das Seminar wieder zu eröffnen, blieben bislang fruchtlos. In der Türkei leben rund 3.000 orthodoxe Christen.
(KNA – rkomo-89-00112)