Rom (KNA) Vor Beginn der Reise von Papst Franziskus nach Ägypten haben führende christliche Vertreter Gewalt und Terror im Namen der Religion verurteilt und zum Frieden aufgerufen.
Aus Sicht des koptischen Papstes Tawadros II. muss Terrorismus von allen Religionen gemeinsam bekämpft werden. Die internationale und interreligiöse Friedenskonferenz an der Kairoer Al-Azhar-Universität sei dafür eine starke Botschaft, sagte das Oberhaupt der koptisch-orthodoxen Kirche im Interview der italienischen Tageszeitung “La Stampa” (Freitag) anlässlich des an diesem Freitag beginnenden Papstbesuchs in Ägypten.
Dennoch habe die Konferenz, bei der Franziskus eine Rede halten soll, eher symbolische Bedeutung. “Man bekämpft Terrorismus nicht mit Treffen allein, sondern mit gemeinsamen Maßnahmen. Terrorismus ist eine Gefahr für alle Länder.” Ägypten freue sich sehr, “Gastgeber der Botschaft des Friedens zu sein, die den Besuch des Papstes von Rom begleitet”, so der Kopten-Papst. Franziskus fliegt am Vormittag nach Ägypten. Am späten Nachmittag nimmt er an der Kairoer Al Azhar-Universität, die als wichtigste Hochschule des sunnitischen Islam gilt, an einer internationalen Konferenz zum Thema Frieden teil. Dort wird neben Tawadros II. und dem Großimam der Al-AzharUniversität, Ahmed Mohammed al-Tayyeb, auch das Ehrenoberhaupt der Weltorthodoxie, Patriarch Bartholomaios I., erwartet. Es ist das erste Mal, dass ein so prominent besetztes christlichmuslimisches Treffen stattfindet. Im Kampf gegen Extremismus ist aus Sicht Tawadros II. Bildung der Schlüssel.
Es gebe in der heutigen Erziehung “Elemente, die nicht helfen, die Idee von Staatsbürgerschaft und Gleichheit zu stärken”, so das Oberhaupt der Kopten. Er forderte ein “patriotisches Erziehungssystem”, das die Nation ins Zentrum stelle und nicht sektiererisch sei. Der Ökumenische Patriarch Bartholomaios I. appellierte in seiner Rede bei der Azhar-Konferenz am Donnerstag, niemals dürften Religionen Gewalt und Terror gutheißen. Ihre zentrale Aufgabe sei es vielmehr, für Freiheit und Menschenwürde einzutreten und damit dem Frieden zu dienen. Wo Religionen zu Spaltung und Intoleranz führten, entfernten sie sich von ihrem eigentlichen Kern, so Bartholomaios I.
Er rief zu einem vertieften interreligiösen Dialog auf. Dieser meine nicht, seinen eigenen Glauben aufzugeben, sondern lediglich die Haltung gegenüber Andersgläubigen zu verändern. Bei seinem zweitägigen Besuch in Kairo trifft Papst Franziskus neben Tawadros II. und Ahmed Mohammed al-Tayyeb auch Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi. Mit seinem Besuch will der Papst die Christen im Nahen Osten ermutigen und zu Dialog und Versöhnung in Ägypten aufrufen. Die Reise findet nach den jüngsten Anschlägen mit mehr als 40 Toten unter hohen Sicherheitsvorkehrungen statt.
(KNA – rkoms-89-00025)