Islamkritiker Abdel-Samad: Islamverbände von Schulen fernhalten

Berlin (KNA) Der Politikwissenschaftler und Islamkritiker Hamed Abdel-Samad fordert eine Aufklärung von Kindern und Jugendlichen über den Islam in Kindergärten und Schulen ohne konfessionell gebundenen Islamunterricht.

“Der falsche Weg ist es, die Schulen auch noch für Islamverbände zu öffnen, die dort sogar den Unterricht und die Lehrer kontrollieren”, sagte Abdel-Samad im Interview der “Welt am Sonntag”. Der türkisch-deutsche Moscheeverband Ditib etwa verfolge “ein ethnisch-nationales, identitäres Projekt im Auftrag Erdogans”, kritisierte der Islamexperte weiter: “Das hat in unseren Schulen nichts verloren.

Die Ditib ist keine Glaubensgemeinschaft im klassischen Sinn.” In den Schulen müssten Kinder aus Sicht des Wissenschaftlers Islamkunde als Fach haben mit einem religionswissenschaftlichen Ansatz: “Also Respekt für den Islam, aber auch kritische Distanz und eine Bereitschaft, die Probleme, die mit der Religion verbunden sind, offen anzusprechen.” Staatliche Bildungseinrichtungen in Europa hätten den Auftrag, etwa  deutsche, französische oder britische Staatsbürger zu erziehen. Wenn dagegen die Erziehung in Moscheen und Familien “vor allem dazu führt, Parallelgesellschaften und Abschottung, ja Feindseligkeiten gegenüber der westlichen Mehrheitsgesellschaft zu produzieren, dann muss man versuchen, das zu korrigieren”.

Mit Blick auf Terrorakte wie zuletzt in Manchester forderte Abdel-Samad, die “problematischen Passagen im Koran, wo es gegen Christen, Juden und Ungläubige geht”, in ihren historischen Kontext des siebten Jahrhunderts zu setzen: “Der Attentäter von Manchester, der IS, die Islamisten überhaupt sehen darin eine Gebrauchsanweisung für heute.” Aus Sicht des Experten stehen die meisten Muslime nicht auf der Seite des IS; aber viele stünden “leider hinter den Konzepten, die den IS groß gemacht haben” und würden nicht wirklich Teil einer freien Gesellschaft, auch wenn sie schon viele Jahre dort leben.

Dies führe oft zu Abschottung, Skepsis und mangelnder Integration. Zudem kritisiert Abdel-Samad, dass sich der lslam bis heute nicht löse von einer Vermischung von Glaube und Politik, Staat und Religion. Für viele seien daher weiter der Kampf für Gott, der Dschihad und das Märtyrertum das Höchste, was ein Mensch erreichen könne. “Davon hat sich der Islam nie distanziert. Wir müssen damit aufhören, uns diese realen Prägungen schönzureden.”

(KNA – rkpms-89-00066)