Hannover (KNA) Das Land Niedersachsen will an vorerst zehn Grundschulen im kommenden Schuljahr probeweise das Fach “Werte und Normen” unterrichten.
“Wir vernehmen vermehrt den Wunsch von Eltern nach einem Alternativfach für Grundschülerinnen und Grundschüler, die nicht an einem bekenntnisorientierten konfessionellen Religionsunterricht teilnehmen möchten”, sagte Kultusministerin Frauke Heiligenstadt (SPD) am Dienstag in Hannover. Bislang wird das Fach “Werte und Normen” in Niedersachsen nur an weiterführenden Schulen angeboten. Eine entsprechende Ausbildung für Grundschullehrer gibt es derzeit nicht. Während der einjährigen Erprobungsphase sollen laut Heiligenstadt Pädagogen eingesetzt werden, die eine Lehrbefähigung für “Werte und Normen” an weiterführenden Schulen besitzen und bereits an Grundschulen unterrichtet haben.
Angesichts der steigenden Heterogenität der Gesellschaft halte sie es für nachvollziehbar, dass auch Eltern von Grundschulkindern eine Wahlmöglichkeit wünschten, so die Kultusministerin. Der Unterricht “Werte und Normen” sei ausdrücklich als Alternative zum Religionsunterricht anzusehen und nicht etwa als Ersatz. Die Erprobungsphase werde durch das Niedersächsische Landesinstitut für schulische Qualitätsentwicklung (NLQ) begleitet, das unter anderem Fortbildungen für Lehrer anbiete. Ähnlich sei in der Vergangenheit auch bei dem Modellversuch Islamischer Religionsunterricht verfahren worden. Sollte nach der Evaluierung der Erprobungsphase “Werte und Normen” als ordentliches Unterrichtsfach eingeführt werden, müssten ein neuer Studiengang geschaffen, Fachseminare eingerichtet, ein Curriculum erstellt und das Schulgesetz geändert werden.
Ein Fach “Ethik” für Grundschüler, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen, gibt es laut Kultusministerium bereits in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. An weiterführenden Schulen bietet Niedersachsen seit 1974 ein Pflichtfach als Alternative zum Religionsunterricht an. Seit 1993 trägt es den Namen “Werte und Normen”. Rund 28 Prozent der Schüler nehmen den Angaben zufolge aktuell daran teil. An den öffentlichen Grundschulen nehmen derzeit rund 8 Prozent nicht am Religionsunterricht teil. (KNA – rkpnk-89-00106)