Istanbul (KNA) In der Türkei können seit Freitag Muftis auch rechtsgültige Ehen schließen.
Mit der Veröffentlichung im Amtsblatt nach der Unterschrift von Präsident Recep Tayyip Erdogan am Vortrag trat das sogenannte Mufti-Gesetz in Kraft. Das türkische Parlament hatte das Gesetz Mitte Oktober verabschiedet. Demnach dürfen nun auch Angestellte der Religionsbehörde Diyanet als Standesbeamte fungieren. Die türkische Regierung hatte den Entwurf vor einigen Monaten eingebracht, um die hohe Zahl nicht registrierter Ehen in ländlichen Regionen zu reduzieren.
Seit 1926 konnten Paare, die ausschließlich religiös heirateten, mit Gefängnis bestraft werden. Oft fehlten aber Beamte, um die Ehe rechtsgültig zu schließen. Frauenrechtsgruppen und Oppositionelle kritisieren das Gesetz scharf. Sie sehen darin einen weiteren Schritt in Richtung Islamisierung der türkischen Gesellschaft. Das Gesetz ebne den Weg zu Vielehen, wie sie in anderen muslimischen Ländern praktiziert werden. Zudem befürchten die Kritiker eine Zunahme von Eheschließungen mit minderjährigen Mädchen. Schätzungen zufolge wird in der Türkei jedes siebte Mädchen vor der Volljährigkeit verheiratet.
(KNA – rllkn-89-00135)