Der Schutz der Religionsfreiheit muss für alle Menschen gelten – nicht nur Christen, sagt der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck. Die Religionsfreiheit müsse auch für die gefordert werden, “die auf Dauer mit uns leben werden.”
Der katholische Militärbischof Franz-Josef Overbeck hat den Schutz der Religionsfreiheit für alle Menschen als eine herausragende Aufgabe der Militärseelsorge bezeichnet. So selbstverständlich, wie sie für Christen eingefordert werde, müsse sie für andere gefordert werden, “die auf Dauer mit uns leben werden und dabei einer anderen Rechts- und Denkkultur entstammen als wir”, sagte er laut Redemanuskript am Montagabend in Paderborn. Das sei eine Wurzel des christlichen Selbstverständnisses, “weil wir den Menschen nie ohne Gott verstehen, auch wenn manche Gottlosigkeit unserer Zeit und die Verführbarkeit, für Recht und Gleichheit ohne Gott zu sorgen, manchen Diskurs bestimmt”.
Der Essener Bischof äußerte sich im Eröffnungsgottesdienst zur 61. Gesamtkonferenz der katholischen Militärgeistlichen, die bis Freitag in Paderborn stattfindet. Das Treffen steht unter dem Motto “Europa. Facetten einer Krise”. In Vorträgen und Diskussionen geht es dabei nach Angaben des katholischen Militärbischofsamtes um die “weltweite Migrationskrise und deren Auswirkungen auf Europa”.
Europa wird neu
Angesichts von Flüchtlingsströmen und weltweiten Vernetzungen werde Europa neu, sagte Overbeck. Das gelte für sein kulturelles Selbstverständnis, für seine religiöse, politische und wirtschaftliche Identität und die damit einhergehenden Aufgaben.
Europa habe dann Entwicklungschancen, wenn es sich aus seinen Ursprüngen, nämlich dem Christentum, der griechischen Kultur und Philosophie sowie dem römischen Recht heraus verstehe und daraus Zukunft gestalte. “Darum ist eine Seelsorge, die sich um das Geschick der einzelnen Menschen, um ihre Rechte und Pflichten und ihren Schutz ebenso sorgt wie um kluge soldatische Berufsethik, dem Grundstein der christlichen Solidarität besonders verpflichtet.”
Religiöses Erbe im Alltag leben
In Zeiten zunehmender Säkularisierung besteht nach Worten Overbecks eine große Chance für Religion und Kirche darin, “das religiöse Erbe unserer Kultur wieder neu plausibel im Alltag zu leben”. Es gelte, mit Selbstbewusstsein und großem Atem “den christlichen Glauben als schöpferische Kraft” zu bezeugen. “Im Kleinen der Militärseelsorge muss darum eine große Idee stecken, Menschen mit auf den Weg in eine große Zukunft zu nehmen.”