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Islamwissenschaftler hält Salafismus-Prävention für unzureichend

07. November 2016
Islamismus

Düsseldorf (KNA) Die Vorbeugung gegen den radikalen Salafismus in Deutschland ist nach Ansicht

des Osnabrücker Islamwissenschaftlers Michael Kiefer völlig unzureichend. Bisher sei in keinem

Bundesland eine “ganzheitliche Präventionsstrategie” erkennbar, erklärte er am Donnerstag bei einer

Anhörung des Innenausschusses im nordrhein-westfälischen Landtag. Vor allem fehle es an einer

flächendeckenden Einbindung der Schulen bei der Aufklärung über den Islamismus. Notwendig sei

auch eine fachkundige Betreuung von Jugendlichen, die in den Salafismus abgerutscht sind.

Der Wissensstand über die salafistischen Radikalisierungsformen sei nicht auf der Höhe der Zeit,

kritisierte Kiefer. Die Wissenschaft habe bisher keine klaren Erkenntnisse darüber, welche Faktoren

für den Zulauf zu den Salafisten “bedeutsam oder weniger bedeutsam” seien. Viele Projekte und

Maßnahmen zur Salafismus-Prävention arbeiteten bisher “in eher experimentellen Anordnungen”.

Eine nachhaltige Radikalisierungs-Prävention dürfe nicht als “Sonderbereich pädagogischen Handelns”

eingerichtet werden, forderte der Islamwissenschaftler. Vielmehr müssten die vorhandenen

Fachkräfte in Jugendhilfe, Schulen, Kommunen und Kirchen endlich befähigt werden, präventive

Aufgaben selbst wahrzunehmen. Allerdings fehle es in den meisten Schulen an Sozialarbeitern, um

vom Salafismus bedrohte Kinder und Jugendliche wirkungsvoll zu betreuen. Mit dem

Präventionsprogramm “Wegweiser” verfügt Nordrhein-Westfalen laut Kiefer derzeit als einziges

Bundesland über ein Netz von Beratungsstellen, die niederschwellig und schnell zu erreichen seien.

Der Deutsche Kinderschutzbund sieht wegen des zunehmenden gewaltbereiten Salafismus einen

erhöhten Aufklärungs- und Beratungsbedarf. Deshalb sei in NRW eine weitere personelle Aufstockung

des Programms “Wegweiser” dringend notwendig. Vor allem Jugendliche ohne religiöse Orientierung

seien anfällig für salafistische Ideologien. In den Gruppen der radikalen Islamisten werde

ihnen häufig eine “menschliche Heimat” geboten. Gerade junge Menschen, die sich ausgegrenzt und

benachteiligt fühlen, erlebten den Salafismus oft als “eine Kontrasterfahrung”.

Eine Breitenwirkung entfalte der Islamismus vor allem über das Internet, so der Kinderschutzbund

weiter. Videos, Chats und Foren sorgten für eine Vernetzung der salafistischen Szene.

(KNA – qllkn-89-00189)

 

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