Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, hat eine “zunehmende Feindseligkeit” gegenüber Muslimen beklagt. “Frauen mit Kopftuch werden bespuckt, beleidigt, drangsaliert”, sagte er der “Welt” (Mittwoch). Dies sei schon nach den Terroranschlägen von Paris und Nizza zu spüren gewesen und nehme nun noch weiter zu. Der Diskurs habe sich immer weiter verschärft. Viele Trittbrettfahrer, Rechtsextremisten und Populisten versuchten jetzt, auf Kosten des Zusammenhaltes der Gesellschaft “ihren Schnitt zu machen”, so Mazyek weiter. Es gebe aber keine Alternative dazu, gerade in dieser Situation zusammenzustehen und sich nicht auseinanderdividieren zu lassen. “Wir sollten nicht das Geschäft der Terroristen betreiben, die genau das erreichen wollen. Wir sind deutsche Muslime, wir sind stolz auf unser Land, wir haben Freiheit und Rechtsstaatlichkeit. Die gilt es zu verteidigen.” Gleichzeitig müssten im Bereich Repression und Prävention knallharte Fragen gestellt werden – auch auf muslimischer Seite. “Wir haben als Zentralrat mit professioneller Präventionsarbeit in den Moscheegemeinden spät angefangen. Nicht aus mangelnder Einsicht, sondern weil uns schlicht die Mittel dazu fehlten”, sagte Mazyek. Hier müsse sich noch etwas ändern. Der starke Zuzug von Flüchtlingen sei auch für die Moscheegemeinden eine Herausforderung, räumte Mazyek ein. “Wir werden viele Debatten führen müssen, die wir längst überwunden glaubten, zu Integration, Verständnis und Aufklärung, Freiheit.” Der Großteil der neuen Gemeindemitglieder komme aus Syrien und dem Irak, meist mit religiös gemäßigtem Hintergrund. “Aber die Menschen sind nicht in einem demokratischen Rechtsstaat, sondern in Diktaturen sozialisiert worden. Das kriegt man nicht so schnell aus dem Kopf.” (KNA – rklko-89-00001)