Bischöfe und Religionsvertreter wollen Populismus Stirn bieten

Bonn (KNA) Deutsche Bischöfe und andere Religionsvertreter wollen Populismus und Fremdenfeindlichkeit die Stirn bieten. So dankte etwa der Trierer katholische Bischof Stephan Ackermann Demonstranten, die am Samstag in Koblenz gegen die Tagung europäischer Rechtspopulisten protestierten. Auch Papst Franziskus hatte sich am Wochenende zu Entwicklungen in Europa geäußert und Parallelen zwischen den neuen populistischen Bewegungen und dem Aufstieg Adolf Hitlers vor 1933 gezogen. “In Zeiten der Krise versagt das Urteilsvermögen”, sagte der Papst der spanischen Zeitung “El Pais”. Ackermann dankte auf der Facebook-Seite des Bistums Trier, zu dem auch Koblenz gehört, allen, die in der Stadt zusammengekommen waren, “um öffentlich einzutreten gegen Fremdenfeindlichkeit, Ausgrenzung, Hetze, Angstmacherei und die Spaltung der Völker Europas”. Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann betonte am Sonntag in einer Predigt in Wittenberg, dass Europa heute vor einer großen Herausforderung stehe. Angesichts erstarkender Nationalismen und zunehmender Abgrenzung hätten Christen die besondere Verantwortung, die Botschaft von Frieden und Versöhnung gemeinsam zu bezeugen. In einer Twitter-Nachricht bat Bambergs Erzbischof Ludwig Schick: “Populismus, Nationalismus, Rassismus – Kennzeichen postfaktischer Unkultur. Guter Gott, lass uns die Kultur von Vernunft und Glaube bewahren!” Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sieht die Ursache für Rechtspopulismus auch in einer wachsenden Heimatlosigkeit. Er kritisierte am Samstag im Kölner Dom die Schnelllebigkeit in der modernen Gesellschaft, wie sie Hannes Wader in seinem Lied “Heute hier, morgen dort, bin kaum da, muss ich fort” besinge. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, rief am Freitagabend in Rottach-Egern bei der Verleihung des “Freiheitspreises der Medien 2017” die an den Idealen von Freiheit, Demokratie und Menschenrechten orientierten Gesellschaften des Westen auf, sich angesichts einer sich möglicherweise andeutenden Zeitenwende neu ihrer Grundlagen zu vergewissern. Mit Blick auf die Infragestellung und zunehmende Anfeindung der ideellen Grundlagen westlicher Zivilisation zeigte sich Marx fest entschlossen: “Ich möchte versprechen, dass ich in den kommenden Auseinandersetzungen um eine Erneuerung der Gesellschaft – und die werden nicht ohne sein – für die Idee der verantwortlichen Freiheit kämpfen werde.” Wenn es Bürgern in Europa gelinge, “den Tendenzen zum Nationalismus, die es überall gibt, zu widerstehen, könnten wir ein Freiheitssignal an die Welt senden”, schreibt die evangelische Theologin Margot Käßmann in ihrer Kolumne in der “Bild am Sonntag”. Europa sei ein “wunderbarer Kontinent der Vielfalt”. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, bedankte sich bei Papst Franziskus für seine Äußerungen. Nichts anderes habe er, Mazyek, schon vor einigen Monaten gesagt. Damals hätten ihn einige Menschen dafür “steinigen” wollen.

(KNA – rklmm-89-00060)