Weg von der “Monofakultät”. Stärkung der Hochschultheologie in Berlin weiter in der Debatte

Von Gregor Krumpholz (KNA) Berlin (KNA) In der Debatte um eine Stärkung der Hochschultheologie in Berlin klären sich die Standpunkte. In einem Gastbeitrag für die “Zeit”-Beilage “Christ & Welt” (Donnerstag) plädiert der evangelische Theologe Rolf Schieder für die Gründung einer neuartigen “Fakultät der Theologien” an der Humboldt-Universität. Unter ihrem Dach könne die bestehende Evangelische Fakultät zusammen mit katholischen, muslimischen und jüdischen Theologen forschen und lehren, ohne die Bindungen an ihre jeweiligen religiösen Bekenntnisse aufzugeben, wirbt der Professor für Praktische Theologie und Religionspädagogik an der Fakultät, der auch deren Studiendekan ist. Er räumt zugleich “sich massiv organisierenden Widerstand gegen eine solche Lösung” ein. Theologie wird an der Humboldt-Universität nur an der Evangelischen Fakultät gelehrt, die seit mehr als 200 Jahren besteht. Pläne zur Gründung einer Katholischen Fakultät Mitte der 1990er Jahre kamen nicht zum Abschluss. Jetzt hat der Beschluss des Berliner Senats, bis 2018 ein Institut für Islamische Theologie an der Humboldt-Universität einzurichten, zu neuen Überlegungen geführt, die Hochschultheologie in der Hauptstadt zu stärken. Ungeklärt ist dabei noch, ob das Islamische Institut an der Philosophischen oder der Theologischen Fakultät angedockt wird. Ein Anlass zu der Debatte ist auch die personelle Ausstattung des Seminars für Katholische Theologie an der Freien Universität. Sie ist nach den Worten des Berliner Erzbischofs Heiner Koch “völlig unzureichend”. In den vergangenen Jahren war nur ein Lehrstuhl von den ursprünglich vereinbarten vier besetzt. Koch begrüßt die Initiative der Protestanten. Im Februar hatten die evangelischen Theologen der Humboldt-Universität die Einrichtung einer Arbeitsgruppe beschlossen. Sie soll in den kommenden Monaten Vorschläge für Kooperationsmodelle ausarbeiten. Der Dekan der evangelischen Fakultät, Christoph Markschies, präzisierte, eine Konzentration verschiedener Theologien an der Humboldt-Universität solle “unbeschadet aller gewachsenen Traditionen”, die es an anderen wissenschaftlichen Einrichtungen in Berlin gibt, erfolgen. Vor allem wandte sich der Kirchenhistoriker gegen Spekulationen, es solle sich um eine “multireligiöse Mischfakultät” handeln. Mit einem solchen “Gespenst” habe die von ihm favorisierte “Fakultät der Theologien” nichts zu tun, betont Schieder. Vielmehr solle die evangelische Fakultät “sozusagen als Mutterinstitution” den anderen Theologien Raum geben und sie einladen, “sich als selbstständige Institute zu etablieren”. Die staatskirchenrechtlichen und – im Falle der katholischen Kirche – völkerrechtlichen Vereinbarungen für Theologische Hochschuleinrichtungen seien keine unüberwindliche Schranke, hält er Gegnern dieses Modells entgegen. Die rechtlichen Hürden seien “niedriger, als viele glauben”. Zur Begründung verweist der Theologe auf die evangelischen und katholischen Institute für Lehrerfortbildung. Sie entsprächen allen staatskirchenrechtlichen Standards, ohne eine “Monofakultät” zu bilden. In dem neuen Modell sieht Schieder zudem einen Beitrag zur Sicherung der Evangelischen Fakultät. In einem Bericht der Humboldt-Universität zur Fakultätsreform werde die “Strategiefähigkeit” auch der evangelischen Theologen angemahnt. In einer neuen “Fakultät der Theologien” könnten sie “zukunftsweisende Forschungsaufgaben anpacken”, wirbt Schieder. Zugleich warnt er: “Würde allerdings die islamische Theologie an einer anderen Fakultät angesiedelt werden, dann wäre das Schicksal der Evangelisch-Theologischen Fakultät wohl besiegelt. Sie würde in ein paar Jahren neben der islamischen Theologie in eine Philosophische Fakultät überführt werden.” Für das neue Projekt wäre Markschies aus Sicht Schieders der “ideale Gründungsdekan”. Der Dekan der Evangelischen Fakultät genieße auch große Wertschätzung in der katholischen Kirche und als Leiter des Berliner Instituts für Kirche und Judentum. Als ehemaliger Präsident der HumboldtUniversität habe er überdies ein Gespür für “strukturelle Innovationen”.

(KNA – rknkl-89-00149)