Potsdamer Professor für allgemeine Religionsfakultät in Berlin

Berlin/Potsdam (KNA) In der Debatte um eine “Fakultät der Theologien” in Berlin fordert der Potsdamer Religionswissenschaftler Johann Evangelist Hafner weitreichendere Pläne.

Auf Anfrage plädierte er am Mittwoch dafür, das derzeit diskutierte Modell einer gemeinsamen Fakultät von Protestanten, Katholiken, Muslimen und Juden zu erweitern. “Der wirklich wagemutige Schritt wäre, eine Fakultät für religionsbezogene Wissenschaften zu gründen”, so der katholische Theologe.

Er gehört zu den Initiatoren eines “Forums Religionen im Kontext” verschiedener Wissenschaftler, das die Universität Potsdam gründet. An einer Fakultät der religionsbezogenen Wissenschaften könnten sich auch Religionssoziologie, Religionspsychologie oder Religionsphilosophie beteiligen, erklärte Hafner.

Die religionswissenschaftliche Perspektive sei ein “wichtiger Baustein” dafür, dass verschiedene Theologien “zum gegenseitigen akademischen Gespräch” kämen. Die Idee einer bundesweit einmaligen “Fakultät der Theologien” stammt von evangelischen Theologieprofessoren der Berliner Humboldt-Universität.

Die beteiligten Konfessionen und Religionen sollen in einer solchen Fakultät unter Wahrung ihrer Eigenständigkeit kooperieren. Ein Anlass für den Vorschlag ist die geplante Gründung eines Instituts für Islamische Theologie an der Humboldt Universität. Noch ist nicht entschieden, ob es der Philosophischen oder der Evangelisch Theologischen Fakultät zugeordnet wird.

Hafner betonte, sein Fakultätsmodell würde nicht nur den Dialog der Religionen untereinander fördern, sondern auch das Gespräch mit der “wachsenden Schicht der distanzierten oder interessierten Religionslosen”. Eine solche Fakultät würde zudem “dem Vorwurf begegnen, warum angesichts sinkender Studierendenzahlen in den evangelischen und katholischen Theologien gerade dieser Bereich ausgebaut werden soll”. Eine allgemeine Religionsfakultät könnte auch nicht-konfessionelle und komparatistische Studiengänge anbieten, so Hafner. Sie würde “die Theologien davon entlasten, sich selbst als beobachtende Religionswissenschaft zu verstehen”. Auch entkräfte sein Modell die Furcht vor einer “interreligiösen Mischfakultät”, da die Theologien als separate Einrichtungen neben den Religionswissenschaften bestehen blieben.

(KNA – rkolm-89-00132)