(Radio Vatikan) Die islamische Gemeinde in Spanien hat den Terroranschlag von Barcelona „aufs Schärfste“ verurteilt. „Die spanischen Muslime sprechen den Familien der Opfer ihr Beileid aus“, hieß es in einer Mitteilung der Islamischen Kommission Spaniens am Freitag. Man hoffe auf eine baldige Genesung der Verletzten und erkläre sich solidarisch mit dem barcelonischen und spanischen Volk, bekräftigte Riay Tatary, Vorsitzender des islamischen Repräsentativorgans.
Am späten Donnerstagnachmittag war ein Lieferwagen in eine Menschenmenge auf der Flaniermeile La Rambla im Zentrum Barcelonas gerast. Der katalanischen Regierungschefs Carles Puigdemont sagte am Abend vor Medienvertretern, dass bei dem Attentat mindestens ein Dutzend Menschen getötet und etwa 80 verletzt worden sind.
Österreich, Indonesien
Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGiÖ) verurteilte ebenfalls die jüngsten Terroranschläge in Spanien. Die „verwerflichen Taten“ hätten „uns alle in tiefe Trauer versetzt“, wird in einer am Freitag auf der IGGiÖ-Website veröffentlichten Erklärung betont, in der die Islam-Vertreter den Angehörigen der Ermordeten ihr Beileid aussprechen. Terroranschläge richteten sich nicht nur gegen die unmittelbaren Leidtragenden vor Ort, „sondern gegen unsere Gesellschaften als Ganzes“, fügte die IGGiÖ hinzu. Mit „abscheulichen Taten“ werde versucht Hass und Zwietracht zu säen.
Auf einen klaren Zusammenhang zwischen Terrorismus und „Grundannahmen der islamischen Orthodoxie“ wies am Wochenende der islamische Gelehrte und Generalsekretär der größten Muslim-Vereinigung in Indonesien, Kyai Haji Yahya Cholil Staquf hin. Der Westen müsse aufhören, „das Nachdenken über diese Fragen für islamophob zu erklären“, sagte er nach Angaben der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA im Interview der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ in der Samstag-Ausgabe. Es gebe einen „harten linksliberalen Rand“ im Westen, der jeden denunziere, der über solche Fragen nachdenke.
Muslimische Selbstkritik
Als problematisch sieht der Experte etwa das Verhältnis von Muslimen zu Nichtmuslimen an. Traditionell sei es von „Segregation und Feindschaft“ geprägt. Diese Lehre, die aus dem Mittelalter stamme, mache ein „friedliches Leben von Muslimen in den multikulturellen, multireligiösen Gesellschaften des 21. Jahrhunderts tendenziell unmöglich“, sagte Yahya Cholil Staquf. Rassismus auf Seiten der Gastgebergesellschaft habe womöglich zusätzlich dazu beigetragen, dass muslimische Minderheiten im Westen „ein mehr oder weniger segregiertes Leben abseits der Mehrheitsgesellschaft“ führten.
Hinzu kämen die traditionellen muslimischen Vorstellungen vom Staat als einem Universalstaat und der Scharia als unveränderlichem Rechtssystem. „Aber wir leben in einer Welt von Nationalstaaten“, betonte der Gelehrte.
(kna/kap 19.08.2017 mg)