Erfurt (KNA) Als Ermutigung für den christlich-jüdischen Dialog wertet der Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr die jüngste Erklärung orthodoxer Rabbiner zum Verhältnis von Juden und Christen.
Bemerkenswert sei, dass nach dem Dokument “auch aus jüdischer Sicht das christlich-jüdische Verhältnis ein besonderes ist und zwar aus theologischen Gründen”, sagte Neymeyr am Dienstag in Erfurt im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Bischof ist Vorsitzender der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum der Deutschen Bischofskonferenz. Das Dokument “Zwischen Jerusalem und Rom” war am 31. August bei einer Audienz an Papst Franziskus übergeben worden.
Bei dem Text handele es sich um die erste offizielle Erklärung rabbinischer Organisationen zu den jüdisch-christlichen Beziehungen, betonte Neymeyr. Inhaltlich gebe sie den jüdisch-orthodoxen Konsens über das Verhältnis zum Christentum und insbesondere auch zur katholischen Kirche wieder. Das Dokument sei eine jüdische Antwort auf die Erklärung “Nostra aetate” des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-1965) und auf die großen Veränderungen im christlich-jüdischen Verhältnis, die diese in den vergangenen 50 Jahren bewirkt habe.
Zu den ebenfalls in dem Text angesprochenen Unterschieden zwischen den beiden Religionen sagte Neymeyr, der wesentliche Unterschied bestehe in der theologischen Bewertung der Person Jesu von Nazaret: “Die Bedeutung, die Jesus als der Christus für uns Christen hat und die in der Christologie und in der Trinitätslehre ausformuliert wurde, wird von jüdischer Seite nicht geteilt.” Diese Differenz könne im Dialog “nur anerkannt, nicht aber aufgehoben werden”, betonte der Bischof. Ob es auch eine entsprechende islamische Antwort auf “Nostra aetate” geben könne, in deren drittem Kapitel das Verhältnis der Kirche zu den Muslimen thematisiert werde, ließ Neymeyr offen. Dies könnten nur die islamischen Autoritäten beantworten.
(KNA – rktkp-89-00030)