Berlin (KNA) Der Freiburger Islamwissenschaftler Abdel-Hakim Ourghi hat die Volksparteien zur Kritik an Fehlentwicklungen des Islam ermutigt.
Sie dürften dies nicht der AfD überlassen, forderte Ourghi am Dienstagabend in Berlin. Auf einem Podium in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften über die Trennung von Religion und Politik betonte er zugleich, eine solche Kritik müsse konstruktiv sein. Sie dürfe nicht einfach eine “plakative Ablehnung” sein wie bei der AfD. Ourghi ist unter anderem bekannt durch sein jüngstes Buch mit 40 Thesen für eine Reform des Islam und seine Unterstützung für eine neue liberale Moscheegemeinde in Berlin. Der Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik (Frankfurt/Main) hob die Vorzüge des deutschen Religionsverfassungsrechts hervor.
Die Kooperation von Staat und Religionsgemeinschaften etwa beim Religionsunterricht und der Theologie an staatlichen Universitäten verhindere weitgehend, dass sich “fundamentalistische Haltungen ausprägen”. Dies sei ein Vorteil gegenüber einer strikten Trennung von Staat und Kirche, wie es in Frankreich und den USA der Fall sei. Brumlik forderte zugleich einen leichteren Zugang für muslimische Organisationen zu einem staatlich anerkannten Körperschaftsstatus. Der Bremer Islamwissenschaftler Alexander Flores betonte, auch unter Muslimen wachse die Distanz zu ihrer Religion. Für viele sei das Bekenntnis etwa zu fundamentalistischen Positionen nur ein Weg, um auf Erfahrungen von Ausgrenzung zu reagieren.
Die Gesellschaft müsse mit verstärktem Engagement zur Integration darauf reagieren. Der Berliner evangelische Propst Christian Stäblein bezeichnete es als Herausforderung für alle Religionsgemeinschaften, die Attraktivität einer liberalen Ausprägung ihrer Glaubensbotschaften herauszustellen. Dies gelinge noch nicht im erforderlichen Maße, wie die wachsenden fundamentalistischen Strömungen auch im Christentum zeigten.
(KNA – rlkmo-89-00238)