Vatikanstadt (KNA) Der maronitische Patriarch, Kardinal Bechara Boutros Rai, sieht Chancen für mehr Religionsfreiheit in Saudi-Arabien.
Im Gespräch mit Radio Vatikan zog Rai am Dienstag ein positives Fazit seiner Begegnung mit dem saudischen König Salman ibn Abd al-Aziz und mit Kronprinz Mohammed bin Salman in der vergangenen Woche in Riad. Der Besuch des Patriarchen in dem streng islamischen Königreich war von vielen Beobachtern als historisch und bahnbrechend eingeschätzt worden. Zwar sei man bei heiklen Fragen nicht ins Detail gegangen, ließ der Kardinal durchblicken.
Jedoch habe Kronprinz Mohammed bin Salman grundsätzlich Offenheit und Dialogbereitschaft signalisiert. Angesichts der Globalisierung und der Präsenz des Islams in allen Teilen der Welt habe der Prinz eine Politik der Öffnung gegenüber Religionen und Kulturen befürwortet. “Ich denke, dass unser Treffen und der freundschaftliche Empfang in Riad eine Tür geöffnet haben, um in Fragen der Religionsfreiheit, des Dialoges und des Respektes weiterzukommen.” Nach dem Besuch in Riad war Rai nach Rom weitergeflogen und hatte dem vatikanischen Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin über die Begegnung berichtet. Auch Papst Franziskus wolle er einen ausführlichen Bericht zukommen lassen, so Kardinal Rai weiter.
Darin werde es auch um die 1,7 Millionen syrischen Flüchtlinge im Libanon gehen, die inzwischen eine große Belastung für das Land darstellten. Mit Blick auf die politische Krise in seinem Heimatland Libanon erklärte der Patriarch, Saudi-Arabien wünsche sich von dem Libanon Neutralität angesichts der aktuellen Konflikte in der Region. Die Saudis seien vor allem besorgt über den Aufstieg Irans und wollten verhindern, dass die mit Iran verbündete Hisbollah-Miliz im Libanon immer mächtiger wird. Dazu suchten sie bei der zahlenmäßig starken christlichen Gemeinschaft des Libanon Verbündete.
Rai bestätigte gegenüber Radio Vatikan, eine Rückkehr des zurückgetretenen libanesischen Ministerpräsidenten Saad Hariri nach Beirut stehe unmittelbar bevor. Rai hatte in Riad auch mit dem sunnitischen Politiker gesprochen. Hariri habe seinen Rücktritt in dem Gespräch als “positiven Schock” bezeichnet. Er habe versprochen, in wenigen Tagen zurückzukehren. Hariri sei auch bereit, seinen Rücktritt zurückzuziehen, wenn das jüngste Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron eine Tür dazu öffne.
(KNA – rllml-89-00172)