Köln (KNA) Der deutsch-türkische Moscheeverband Ditib hat Vorwürfe zurückgewiesen, zum Gebet für einen Sieg der türkischen Armee im Norden Syriens aufgerufen zu haben.
“Ein Aufruf zu bestimmten Gebeten in den Gemeinden erfolgte durch die Ditib nicht”, erklärte der Verband am Dienstag in Köln auf Anfrage. “Welche Gebete gesprochen werden, entscheiden die Gemeinden aller Religionsgemeinschaften selbst, dies ist Teil des grundgesetzlich geschützten Bereichs der Religionsfreiheit. Eine Beeinflussung wäre rechtswidrig.” Zuvor hatte Spiegel online berichtet, die staatliche türkische Religionsbehörde Diyanet habe am Wochenende ihre Imame dazu aufgerufen, die 48. Sure im Koran zu rezitieren. Auf Türkisch heißt sie “Fetih-Sure”, auf Deutsch bedeutet das so viel wie “Der Sieg”.
Auch in Deutschland hätten sich viele in der Ditib organisierte Moscheegemeinden, deren Imame der Diyanet unterstellt sind, an der Aktion beteiligt, so das Magazin unter Berufung auf Internetseiten der Gemeinden. So habe etwa ein Imam im baden-württembergischen Bad Wurzach geschrieben, man werde dafür beten, dass “unsere heldenhafte Armee und unsere heldenhaften Soldaten siegreich sein werden”. Laut Spiegel online hat auch der Religionsattache der türkischen Botschaft in Berlin, Ahmet Fuat Candir, auf seiner Facebook-Seite dazu aufgerufen, für den Sieg zu beten.
Die Einträge seien jedoch mittlerweile wieder gelöscht. Der Ditib-Verband mit seinen rund 900 Moscheen in Deutschland steht wegen seiner Nähe zum türkischen Staat in der Kritik. So sollen Imame Vertreter der umstrittenen Gülen-Bewegung bespitzelt haben. Die Kurdische Gemeinde in Deutschland teilte mit, sie habe stichprobenartig in zahlreichen Moscheegemeinden die entsprechenden Aufrufe nachweisen können. “Die Moscheen, die zum Teil mit Steuermitteln und Spenden von Bürgern finanziert sind, beten für den ruhmreichen Sieg und den Tod im Heiligen Krieg”, erklärte der stellvertretende Bundesvorsitzende Mehmet Tanriverdi. Die Instrumentalisierung der Moscheen bedeute eine Verletzung der Neutralitätspflicht der Gotteshäuser. Die Ditib beklagte ihrerseits, dass die Kämpfe in der syrischen Region Afrin zum Anlass genommen worden seien, Ditib-Moscheen in sozialen Netzen als Zielobjekte für Anschläge zu zeigen. So seien zwei Ditib-Gemeinden in Minden und Leipzig mit Schriftzügen und Farbe beschmiert worden; Fenster seien zerstört worden.
(KNA – sklmn-89-00130)