Marx: EU steckt in Krise der Solidarität und des Vertrauens
Brüssel (KNA) Nach Einschätzung des Vorsitzenden der EU-Bischofskommission COMECE, Kardinal Reinhard Marx, steckt die EU in einer Krise der Solidarität und des Vertrauens. Man müsse sich die Frage stellen, wie Frieden in die Gesellschaft gebracht werden könne, so Marx am Donnerstagabend in Brüssel bei einer Diskussion zum Thema Radikalisierung während der Frühjahrsvollversammlung der COMECE. Auch das Zusammenrücken der Europäer unter dem Eindruck des Terrors könne nur kurzzeitig über die aktuelle Lage hinwegtäuschen.
Der Direktor des Islamischen Zentrums von Großbritannien, Mohammad Ali Shomali, sagte, dass besonders moralische Werte für das Zusammenleben wichtig seien. Die Liebe zu Gott stehe im Zentrum – egal, ob sie von Christen oder Muslimen komme. Er warnte davor, eine Generation von Muslimen zu schaffen, “die sich in ihrem eigenen Land als zweitklassige Bürger fühlen”.
Der Religionsphilosoph Tomas Halik von der Karls-Universität Prag kritisierte, Islamfeindlichkeit werde “auch von einigen christlichen Kreisen und sogar Bischöfen verbreitet”. Es sei gefährlich, wenn kirchliche Hierarchien diese Kräfte unterstützten und eine offene Gesellschaft ablehnten. Heutzutage werde Religion an vielen Orten als Waffe benutzt. “Unsere Aufgabe ist es, die therapeutische und heilende Kraft der Religion zu entwickeln”, so Halik.
Die Debatte fand im Rahmen der Frühjahrsvollversammlung der COMECE statt. 28 Geistliche aus den EU-Mitgliedstaaten tagen noch bis Freitagmittag in Brüssel. Thema ist unter anderem die Rolle Europas als Friedensstifter und die Flüchtlingskrise.
(KNA – qknko-89-00016)