Wien/Linz (KNA) Eine “Festung Europa” wird sich nach Einschätzung des Wiener Kardinals Christoph Schönborn auf Dauer nicht aufrechterhalten lassen. Die Abriegelung der Balkanroute könne “nur eine provisorische Notmaßnahme sein, aber keine Dauerlösung”, sagte der Vorsitzende der Österreichischen Bischofskonferenz am Freitag in Wien . Als “Heuchelei” bezeichnete Schönborn, dass europäische Länder, darunter auch Österreich, seit Jahren öffentliche Gelder für die Entwicklungszusammenarbeit systematisch kürzten, Waffen in die Krisenregionen lieferten und dann über Flüchtlinge klagten.
Der Kardinal äußerte die Sorge, dass nach der Welle der Hilfsbereitschaft nun “das Pendel in die andere Richtung auszuschlagen droht”. Die Rechtsgrundlage international verbriefter Menschenrechte für Schutzsuchende dürfe nicht aufgegeben werden, betonte Schönborn. Korrekturen brauche es bei dem Umstand, dass nur wenige Länder die Last der Flüchtlingsbewegungen zu tragen hätten. Dass etwa Griechenland nach den Grenzschließungen mit dem Problem alleingelassen werde, “wird nicht gehen”, so Schönborn.
Auch er sehe das Risiko, dass sich Dschihadisten unter die Flüchtlinge mischen könnten, so der Bischofskonferenz-Vorsitzende. Zugleich sei unbestreitbar, dass sich der allergrößte Teil der oft unter widrigsten Umständen Geflohenen dem Krieg und der Gewalt entziehen und nicht selbst Gewalt entfachen wollten.
(KNA – qknll-89-00071)