Von Christoph Schmidt (KNA)
Vatikanstadt (KNA) Spätestens mit den Bombentoten von Brüssel stand fest, dass die Osterfeiern in Rom stärker als befürchtet im Zeichen des Terrorismus stehen würden. Im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit hätte das Fest der Auferstehung Jesu eigentlich besonders fröhlich und unbeschwert begangen werden sollen. An vielen Orten der Ewigen Stadt war es auch so. Doch daneben bestimmten doppelte Sicherheitsschleusen, Sprengstoff-Spürhunde und eine noch stärkere Präsenz von Polizei und Militär auf den Straßen und Plätzen das österliche Bild. Nicht wenige Pilger und Besucher, vor allem aus den USA, hatten ihre Reise nach Rom kurzfristig abgesagt.
Trotzdem kamen am Sonntag Zehntausende Christen aus aller Welt bei sonnigem Frühlingswetter zur Ostermesse mit Papst Franziskus und seinem Segen “Urbi et orbi” auf den Petersplatz. In seiner Botschaft verurteilte Franziskus den Terror als “blinde und grausame Form der Gewalt, die nicht aufhört, unschuldiges Blut in vielen Teilen der Erde zu vergießen”. Der Zufall wollte es, dass das vatikanische Presseamt just in diesen Minuten ein päpstliches Kondolenzschreiben an den Irak verbreitete, wo am Karfreitag in Iskanderija nahe Bagdad 41 Menschen bei einem Selbstmordanschlag getötet wurden. Bekenner auch hier: die Terrormiliz “Islamischer Staat”.
Das zweite große Thema der Zeit, die Flüchtlingskrise, hatte das Papstprogramm schon am Gründonnerstag dominiert. Dass der Papst das traditionelle Ritual der Fußwaschung diesmal in eine Asylunterkunft nahe Rom verlegte, fand international starke mediale Beachtung. Der Mann in Weiß, der einem schwarzafrikanischen Migranten die Füße küsst, dürfte das eindrücklichste Bild dieser Ostertage bleiben. Dabei ging fast unter, dass der Papst dieses Jahr erstmals auch offiziell die Zeremonie an Frauen vornahm. Das tat er auch schon in früheren Jahren, aber erst in diesem Januar ließ er eine anderslautende Regelung ausdrücklich streichen.
Gleichheit der Geschlechter und Gleichheit aller Menschen, unabhängig von ihrem Glauben, das sollte die Botschaft jenes Abends werden. Auch drei Muslimen und einem Hindu wusch der Papst die Füße. “Wir alle sind hier versammelt: Muslime, Hindus, Katholiken, Kopten, evangelische Christen. Wir sind alle Geschwister, Kinder desselben Gottes”, so der Papst in seiner frei gehaltenen Predigt. “Wir haben verschiedene Kulturen und Religionen. Aber wir sind Brüder und wollen in Frieden zusammenleben.”
Sehr deutliche Andeutungen formulierte Franziskus dann am Abend des Karfreitag beim traditionellen Kreuzweg am Kolosseum an die Adresse des radikalen Islam, ohne diesen direkt zu nennen. Er verurteilte die Weltsicht von Fundamentalisten, die am Buchstaben – man möchte hinzufügen: ihrer Heiligen Schrift – klebten, anstatt Barmherzigkeit zu lehren; von Menschen, die andere der Steinigung auslieferten, ohne die eigenen Fehler zu sehen, Kehlen durchschnitten und Köpfe abhackten. In diesen Leuten zeige sich das Kreuz Christi als Symbol der Grausamkeit und Unmenschlichkeit. Solche Terroristen, “die Anhänger mancher Religionen”, schändeten den Namen Gottes.
Auch bei diesem trotz außerordentlich strenger Sicherheitsmaßnahmen gut besuchten Kreuzweg vergaß Franziskus nicht die Not der Flüchtlinge und Migranten. Das Mittelmeer und die Ägäis seien zu einem “unersättlichen Friedhof” geworden, mahnte er – “ein Bild unseres abgestumpften und betäubten Gewissens”. Weniger wahrgenommen wurde in den Medien, dass der Papst sich auch scharf gegen laizistische “heidnische” Strömungen wandte, die das Kreuz aus dem öffentlichen Raum verbannen wollten.
Den für Christen eigentlichen Höhepunkt des Kirchenjahres, die Osternacht, widmete der Papst im Petersdom ganz dem zentralen Thema der Auferstehung. Die frohe Botschaft vom ewigen Leben müsse für die Christen – und besonders für die Kirche – wieder stärker im Mittelpunkt stehen, betonte er. “Andernfalls wären wir eine internationale Einrichtung mit einer großen Zahl von Anhängern und guten Regeln, aber unfähig, die Hoffnung zu geben, nach der die Welt dürstet.”
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(KNA – qknmr-89-00029)