Berlin (KNA) Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hat vor einer “Entsolidarisierung” der Gesellschaft infolge des demografischen Wandels gewarnt. Jung und Alt müssten füreinander da sein “statt gegeneinander aufzurechnen, wer wie viel oder wie wenig bekommt”, sagte Woelki laut Manuskript am Mittwochabend in Berlin. Der “Caritasbischof” der Deutschen Bischofskonferenz sprach im Eröffnungsgottesdienst eines Kongresses des katholischen Wohlfahrtsverbandes über den demografischen Wandel.
Woelki bezeichnete es als Aufgabe der Kirche, “den Schutz des Lebens und die Sorge füreinander anzumahnen und entsprechend zu handeln”. Der Kölner Erzbischof betonte: “Nehmen wir diejenigen an, die älter werden und die dabei anders und bisweilen anstrengend werden, und nehmen wir diejenigen an, die aus anderen Welten und anderen Kulturen zu uns kommen wollen.” In diesem Zusammenhang räumte er ein, es sei “heute fast wieder genauso unpopulär wie zu Beginn der Flüchtlingskrise, sich dafür auszusprechen, Menschen in Not zu helfen”.
Der Kardinal bekräftigte seine Forderung nach legalen Wegen der Einreise und einem Einwanderungsgesetz sowie einem uneingeschränkten Recht auf Asyl. Auch in diesen Tagen “sterben Menschen in vielen Regionen der Welt und sterben sie auf ihrem gnadenlosen Weg über die Balkansackgasse und durchs Mittelmeer und auf den neuen Wegen, die die Hoffnungslosigkeit finden wird”. Die Kirche dürfe deshalb “nicht aufhören, auf menschenunwürdige Bedingungen zu zeigen und von der Politik Verantwortung zu fordern”.
An dem bis Freitag dauernden Kongress nehmen rund 700 Vertreter aus Kirche, Politik und Wissenschaft aus ganz Deutschland teil. Zu einem damit verbundenen Empfang werden am Donnerstagabend auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, erwartet.
(KNA – qkoln-89-00157)