Hannover (KNA) Massive Kritik an der derzeitigen Abschiebepraxis in Deutschland hat der Bischof der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche, Hans-Jörg Voigt, geäußert.
“Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) arbeitet seit einiger Zeit auf Hochtouren daran, Tausende Ablehnungs- und Abschiebebescheide für konvertierte christliche Flüchtlinge auszustellen, die nun um Leib und Leben fürchten müssen und verzweifelt feststellen, dass ihnen in diesem Land der Schutz versagt wird”, kritisierte Voigt im Informationsdienst “SELK News”. Christen in mehrheitlich islamisch bestimmten Ländern wie Iran und Afghanistan müssten jeden Tag um ihr Leben fürchten, sagte der Bischof weiter. Dass die Bundesrepublik zum Christentum konvertierten ehemaligen Moslems die Zuerkennung der Flüchtlingseigenschaft immer häufiger verweigere, sei Verfassungsbruch und “ein Skandal, der sich in aller Stille mitten unter uns abspielt”.
Bei konvertierten Flüchtlingen, die ihren christlichen Glauben als Asylgrund geltend machen, werde deren Glauben “völlig willkürlich bewertet”, unterstrich der Bischof. Der Staat habe aber nicht das Recht, über den persönlichen Glauben von Christen und erst recht nicht über Glaubensinhalte Entscheidungen zu treffen. “Wo bleibt der Aufschrei des Entsetzens in diesem Land darüber, dass eine Behörde den Glauben von Menschen bewertet und ihnen mit einem Federstrich zumutet, ihren Glauben in ihrem Heimatland zu verleugnen?”
In der Dreieinigkeits-Gemeinde der SELK in Berlin-Steglitz sei die Anerkennungsquote für christliche Flüchtlinge im Verlauf von zwei Jahren von 100 Prozent auf derzeit unter 10 Prozent gesunken, obwohl sich an der Arbeit von Pfarrer und Gemeinde nichts geändert habe. “Daran wird erkennbar, dass hier politische Anweisungen und Vorgaben durch das BAMF umgesetzt werden, die die derzeit amtierende Bundesregierung zu verantworten hat”, so der Bischof. “Eine latent fremdenfeindliche Stimmung in diesem Land treibt die politische, behördliche und immer wieder auch die gerichtliche Entscheidungsfindung in Deutschland an.”
Der Bischof räumte indes ein, dass sich eine feindselige Stimmung gegenüber Menschen muslimischen Glaubens leider auch in den Gemeinden der SELK finde. Der Hass der Attentäter habe schon begonnen, dieses Land zu infizieren.
(KNA – sklnl-89-00023)